Die Schotten machen dicht: Pro Sekunde werden rund 34 Flaschen Scotch-Whisky exportiert, der jährliche Umsatz liegt bei fünf Milliarden Euro. Doch was macht das Geheimnis des berühmten „Wassers des Lebens“ aus? Wer nach Glasgow reist, findet die Antwort eine Stunde entfernt in den südlichen Highlands in der Glengoyne Distillery. Sláinte!
Whisky-Reise nach Glasgow: Über die Kunst, schottischen Whisky zu trinken ♥ Lesezeit: 5 Minuten
Whisky-Talk
mit Sarah Bottomley von der Glengoyne Distillery
Wie sollte Whisky getrunken werden?
Die Meinungen der Experten sind gespalten. Einige glauben, dass das Hinzufügen von ein wenig Wasser die Oberfläche des Whiskys aufbricht und mehr Aromen und Düfte ermöglicht, andere – die Puristen unter ihnen – argumentieren, dass Whisky unantastbar ist und nichts hinzugefügt werden sollte.
Aus welchem Glas sollte man einen Single Malt trinken?
Wir verwenden Glencairn Blenders, die sind ideal, um den Whisky zu trinken und zu riechen. Die Tulpenform mit ihrer schmalen Spitze konzentriert und verstärkt die Aromen; der breitere Boden des Glases macht es leicht, den Whisky vor dem Trinken zu schwenken.
Was gibt Whisky seinen Geschmack?
Unser Wissen wird von einer Generation an die nächste weitergegeben. Es wird nichts aufgeschrieben, aber auch nichts vergessen. Im Gegensatz zu den meisten anderen trocknen wir das Gerstenmalz nur mit warmer Luft, was zu diesem äußerst feinen, aber komplexen Malt führt, in dem sich die zarten Aromen frei entfalten. Andere Brennereien fügen ihrer Gerste Rauch durch die Verbrennung von Torf zu. Bei Glengoyne erzeugen wir anders Geschmack, beispielsweise durch eine langsamere Destillation als in jeder anderen Brennerei. Wir verwenden die feinsten Eichensherryfässer für die Reifung und haben die Geduld, sie sechs Jahre lang für ihre ersten Tropfen vorzubereiten.
Was genau ist Blending?
Blended Whisky enthält zwei verschiedene Arten von Alkohol: aus Getreide und Malz. Grain Whisky ist einfach und kostengünstig hergestellt, unter Verwendung einer kontinuierlichen Destillation in hocheffizienten Maschinen. Der Alkohol ist leichter und weniger charaktervoll. Malt-Whisky ist teuer und man braucht länger, um ihn zu produzieren, er hat aber dafür einen intensiveren Geschmack. Ein sogenannter Master Blender wählt sorgfältig den Alkohol aus Getreide und Malz aus vielen verschiedenen Brennereien und verbindet die Charaktere der bisherigen Abfüllungen. Blended Whisky ist übrigens am meisten gefragt in der Whisky-Industrie – es gibt nur einen kleinen Anteil der Verkäufe aus Single Malts, obwohl der Markt wächst.
Wie alt sollte ein Whisky sein?
Jedes Fass ist einzigartig und erzeugt etwas anderes. Alt bedeutet nicht immer besser.
Wenn man eine Flasche Whisky über Jahre hat, verändert sich dann der Geschmack?
Im Gegensatz zu Wein reift Whisky nicht in der Flasche. Selbst wenn man eine zwölf Jahre alte Flasche 100 Jahre lang hat, wird es immer ein zwölf Jahre alter Whisky bleiben. Solange die Flasche aus direktem Sonnenlicht gehalten wird, wird der Whisky sich weder verbessern noch verschlechtern, auch wenn er geöffnet ist. Whisky, der bei niedrigen Temperaturen gelagert wird, kann trüb werden, aber die Trübung sollte verschwinden, wenn der Whisky auf Raumtemperatur gebracht wird.
Mit welchen Fachbegriffen könnte ich meine Freunde beeindrucken?
Zum Beispiel mit „Cask Strength Whisky“. Das ist Whisky, der vor der Flaschenabfüllung nicht mit Wasser reduziert wurde. Viele Leute mögen die Idee der Verkostung von Whisky direkt aus dem Fass, bevor Wasser zugegeben wird, um den Alkoholgehalt zu senken. Dann kann man selbst Stärke und Geschmack nach seinen Wünschen anpassen. Oder „Angel’s Share“; dabei geht es um die Verdampfung des Alkohols aus dem Fass: Jedes Jahr verlieren wir dadurch etwa ein bis drei Prozent von jedem Fass, diesen Anteil nennt man Angel’s Share. Es klingt nicht viel, aber man muss bedenken, dass wir Fässer in unserem Lager haben, die seit über 30 Jahren reifen.
Wenn Sie eine Kopie einer schottischen Whisky-Brennerei irgendwo auf der Welt bauen würden, könnten Sie dann Scotch produzieren?
Man könnte Whisky produzieren, aber keinen Scotch. Der muss in Eichenfässern auf schottischem Boden für ein Minimum von drei Jahren und einem Tag reifen.
Anreise: Glengoyne liegt etwa eine Stunde entfernt von Glasgow und bietet unterschiedliche Touren durch die Distillery an, zum Beispiel die Tasting Tour (£ 20, ca. € 27,50), die Master Blender Session (£ 40, ca. € 55) oder die Cask Tasting Tour (£ 50, ca. € 68,50). Tickets und mehr Infos auf glengoyne.com.
Vielen Dank für das Interview an Sarah Bottomley, Sales and Marketing Manager der Glengoyne Distillery.
Offenlegung
Visit Britain hat mich eingeladen, die Glengoyne Distillery zu besuchen.
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