Ganz ehrlich? Ich wollte nie über Reisen bloggen. Wenn man beruflich den ganzen Tag schreibt und rund vier Monate im Jahr um die Welt reist, ist die logische Konsequenz, dass man mal nicht schreiben möchte. Oder reisen. Oder über das Reisen schreiben.
Eigentlich. Denn dann kommt man wieder mal von einer Recherchereise zurück, schreibt eine Reportage – und merkt, wie viele Geschichten man nicht erzählt hat. Weil ein anderes Thema angefragt war. Weil der Platz nicht reicht. Weil Auftraggeber doch nicht buchen. Und in meinem Kopf tauchte immer öfter die Frage auf: „Was passiert mit den Geschichten, die ich nicht aufschreibe?“
Weil lose Stichworte in Notizbüchern, halbherzig gefüllte Worddokumente am PC und verworrene Textfragmente in meinem Kopf selten zu mehr werden, schreibe ich die unerzählten Geschichten jetzt auf, hier, auf Kosmopoetin – in dem Reiseblog, den ich eigentlich nie haben wollte. Ich möchte einen Raum schaffen für jene Geschichten, die ich bisher nicht erzählt habe.
Aber: Kosmopoetin entsteht natürlich nicht nur aus Idealismus und der Idee, unerzählten Geschichten einen Platz zu bieten. Ich verdiene mein Geld mit Journalismus, schreibe für unterschiedliche Medien im Print- und Onlinebereich und blogge auch auf Corporate Blogs für Kunden und Kooperationspartner. Viele von ihnen fragen mich immer wieder, warum ich keinen eigenen Reiseblog habe und wie gut das in mein Portfolio passen würde. Deshalb ist dieses Projekt natürlich auch eine Verlängerung meiner Arbeit als Reisejournalistin. Das wird man auch spüren: Meine journalistischen Texte sind objektiv und selten persönlich gefärbt, also eigentlich der genau Gegensatz zu den Inhalten, die man üblicherweise in Blogs findet. Ich werde den einen Stil weiterführen und mich auf den anderen einlassen; beides kombiniert macht aus Kosmopoetin wohl ein Travel-Blogazine, sprich: einen Kompromiss zwischen Blog und Magazin.
Apropos: Reisejournalistin wurde ich erst nach einem langen Weg durch die Medienbranche. Ich machte in Berlin meine Ausbildung zur Redakteurin und war danach Chefredakteurin mehrerer Mädchen-, Musik-, TV- und Frauenzeitschriften in Deutschland. Als gebürtige Kärntnerin kam ich 2006 nach sieben Jahren in Berlin zurück nach Wien und fing neu an als freiberufliche Autorin. Seither schreibe und kreiere ich Inhalte und Konzepte für unterschiedliche Medien. Mein Hauptfokus war immer Print- und Onlinejournalismus, ich arbeitete aber auch für PR, Musikindustrie und TV-Produktionen.
Warum heute Reisejournalismus? Weil mir das Reise-Gen sprichwörtlich in die Wiege gelegt wurde (meine Eltern arbeiteten in der Touristikbranche und lernten sich in einem Reisebüro kennen und lieben) und ich immer schon die Welt entdecken wollte. Meine erste Reisereportage schrieb ich während meiner Ausbildung, noch heute sind es die Texte über Reisen, die mich am meisten fordern, aber am glücklichsten machen. Deshalb lege ich ab 2018 meinen Fokus (fast) nur noch auf Reise- und Touristikthemen – und schreibe über meine ganz persönliche Vermessung der Welt.
Und weil für mich Sprache schon immer Poesie war, heißt dieses Projekt Kosmopoetin.