Wer einmal in Leipzig war, kommt immer wieder oder bleibt für immer, ist sich Anne-Katrin Hutschenreuter sicher. Die Redakteurin und Bloggerin lebt in Leipzig und liebt, dass die Stadt wild pulsiert, sich ständig weiterentwickelt und von kreativer Energie lebt. Auf ihrem Blog „annabelle sagt“ – und in diesem Interview – gilt das Motto: Annabelle sagt dir, wo es schön ist in Leipzig.
Leipzig: Interview mit der Bloggerin Anne-Katrin Hutschenreuter von „annabelle sagt“ ♥ Lesezeit: 8 Minuten
Wenn du den Charakter der Menschen in Leipzig in einem Satz beschreiben müsstest: Was würdest du sagen?
„Zeit für Gaffee und Guchen!“
Was ist das Beste daran, in Leipzig zu leben?
Wer einmal hier war, kommt immer wieder oder bleibt sogar für immer. Leipzig ist eigensinnig und durch alle Stadtteile hinweg voller Kontraste. Nicht nur wegen der Nähe zum See, der vielen grünen Parkflächen, gemütlichen Cafés, Straßenfesten, der vielen Sonnenstunden, Gründerzeitarchitektur neben charmanten Plattenbauten, dem Gefühl, dass die Stadt noch immer pulsiert, sich noch immer entwickelt und von kreativer Energie lebt, sondern vor allem wegen der ambitionierten und kreativen Menschen, die wir hier in den letzten Jahren getroffen haben. Das Beste daran ist: Es fühlt sich wie ein richtiges Zuhause an.
Wenn du einen perfekten Tag in Leipzig zusammenstellen solltest, wie würde dieser aussehen?
Der perfekte Tag in Leipzig beginnt mit einer Runde Pilates auf der Matte im Küchenholz. Der Volkspark in Kleinzschocher, auch Küchenholz genannt, ist am Morgen eine Oase der Ruhe, meist verschlafen und menschenleer. Der perfekte Ort, um die Sportmatte auszubreiten und den Tag mit einem aktivierten Powerhouse zu beginnen. Danach wartet ein Frühstück im „Café Maître“ mit hausgebackenen Brioches, Caramelaufstrich, hausgebeiztem Lachs, Brie und Konfitüren auf mich.
Sobald die Sonne die 20°C-Marke knackt, findet ihr die Leipziger:innen an einem der zahlreichen Seen. Die Stadt wirkt dann wie ausgestorben und verlassen, denn alle tummeln sich in schattigen Buchten, sandigen Kuhlen und kühlen Ufern. Mich zieht es ebenso an den Cospudener See bis zum Abend. Auf dem Heimweg vom See bietet sich der Besuch in der Connewitzer „L’Osteria Italiana“ an. Ohne eine ausschweifende Party bis in die Morgenstunden wäre es kein gutes Wochenende in Leipzig, logisch! Wenn ihr euch über eine gelungene Abendgestaltung informieren wollt, nehmt euch die gängigen Portale von „frohfroh“, „kreuzer Leipzig“, „Sound of Leipzig“ und „annabelle sagt“ zur Hand. Irgendwas ist doch schließlich immer …
Deine Lieblingsshops in Leipzig?
Meine Lieblingsshops in Leipzig sind trendy, größtenteils handgefertigt, aber vor allem sympathisch geführt. Unbedingt anschauen solltet ihr euch: Schmuck von „ST’ATOUR“, schöne Handschmeichler und Keramiktassen von „Studio Papaya“, personalisierte Handtaschen und Accessoires aus nachhaltigem Leder von „Franziska Klee“, schöne Büroutensilien von „Eisenhauer“, Vintagekleidung von „Sister Act Vintage“ oder „Minka Mega Sale“ sowie genderneutrale Designerstücke von „fluid“.
Deine Lieblingsrestaurants Leipzig?
Eine wirklich schwierige Frage, denn ich probiere alles einmal und lasse mich immer wieder gern auf Neues ein. Meine Favoriten sind jedoch bis heute: saisonale Pizza im „Pekar“, frische Pasta im „kuultivo“, authentische italienische Küche im „Natalina“ sowie ein Abend im Bio-Restaurant „macis“. Ich könnte schon wieder…
Die beste lokale Spezialität, die man in Leipzig kosten muss – und wo?
An dieser Stelle könnte ich euch die Leipziger Lerchen, die Gose oder auch das Leipziger Alllerei aufzählen, aber kennt ihr schon die Leipziger Shot-Variante „Gisela“? Sie besteht aus 2 cl Wodka und 2 cl Lime Juice. Viel Freude mit dem Rezept! Fragt doch an den Theken der Stadt einmal danach. Die beste Gisela gibt’s am Tresen der „Ilse“ – dazu kommen wir gleich!
Hast du einen Lieblingsort abseits der Touristenhotspots?
Die ganze Stadt ist voller Lieblingsorte, aber tatsächlich gehört der Cospudener See ganz oben auf die Liste. Der „Cossi“ ist zwar bekannt wie ein bunter Hund, aber wunderschön. Wer früh genug aufsteht, ergattert einen der versteckten, naturbelassenen Plätze an den Badebuchten des Westufers. Ja, FKK ist immer noch beliebt. Wer es belebter und sandiger mag, ist am Nordstrand richtig. Das Wasser ist klar, erfrischend und einladend für einen Tag am See. Wenn es danach noch ein Eiskaffee sein darf, empfehle ich, auf dem Rückweg am Café „Mein Liebes Frollein“ anzuhalten. Einen Iced Latte im sonnigen Freisitz genießen und ein fruchtiges Himbeer-Vanille-Eis schlecken – genau das mag ich!
Der beste Ort, um in Leipzig zu feiern?
Nur für einen Schnaps, die ganze Nacht, für ein Live-Konzert oder auch nur auf ein Bier im Biergarten – ihr bestimmt. Der Club im Keller „Ilses Erika“ ist immer für euch da. Es tropft von den Decken, im Gang wird geknutscht, der nächste Gin Tonic wartet und auf dem Dancefloor warten die besten Hits auf dich. Last night a DJ saved my life …
Der schönste Aussichtspunkt in Leipzig?
Der steile Zahn, in Form eines aufgeschlagenen Buchs, ragt hoch hinaus und weist euch den Weg in alle Himmelsrichtungen. City-Hochhaus, Uniriese, Panorama-Tower oder auch Weisheitszahn – ihr werdet alle Namen zu dem 142 Meter hohen Gebäude hören. Aber eines ist sicher: Die schönsten Sonnenuntergänge und Sternenhimmel gibt es auf 120 Meter Höhe und einer spannenden Aussichtsplattform. 4 Euro parat halten.
Dein Lieblingsort, um in Leipzig den Sonnenuntergang zu sehen?
Sonnenuntergänge haben immer etwas Magisches an sich. Auf dem Fockeberg bekommt ihr die Aussicht gratis. Erbaut aus Bauschutt und Trümmern nach dem zweiten Weltkrieg, trohnt der Fockeberg im Süden der Stadt. Am Fuße der grünen, saftigen „Trümmerkippe Bauernwiesen“ lässt sich noch nicht erahnen, welch spektakuläres 360°-Panorama euch auf 850 Metern Höhe erwartet. Der kurze Anstieg lohnt sich, denn ihr werdet mit ausreichend Platz zum Grillen, Spazieren, Entspannen und einem tollen Sonnenuntergang belohnt.
Eine Sache, die die meisten Touristen nicht über Leipzig wissen?
Das kurioseste Museum in Leipzig beschäftigt sich mit der deutschen Kleingärtnerbewegung. In der denkmalgeschützten Kleingartenanlage könnt ihr drei Schaugärten besichtigen sowie den Museumsgarten. Mit diesem Wissen werdet ihr im Deutsches Kleingärtnermuseum e.V. zum echten „Laubenpieper“.
Eine Sache, die man unbedingt in Leipzig erleben muss?
Die Sachsenbrücke verbindet nicht nur den östlichen mit dem westlichen Teil des Clara-Zetkin-Parks, sondern ist auch einer der beliebtesten Treffpunkte für Sonne, Gesellschaft, Musik, Eis und Kaffee geworden. Der Fußweg wird zur Sitzgelegenheit und der Sommer zur Einladung für alle, die gern draußen sind und unterhalten werden wollen. Aber bitte den Müll wieder mitnehmen!
Eine Sache, die man keinesfalls machen darf, wenn man in Leipzig ist?
…. von Halle schwärmen und Leipzig das „neue Berlin“ nennen – kleiner Scherz. Halte die Augen für die kleinen, schönen Ecken offen und lass dich auf dieses Lebensgefühl ein. Dein Auto kannst du übrigens gleich vor den Toren der Stadt abstellen, ein altes klappriges Fahrrad mit Licht und ausreichend Luftdruck reicht völlig. Es wird dir gefallen!
Zur Person
Anne-Katrin Hutschenreuter lebt in Leipzig und arbeitet als Redakteurin. Auf ihrem Blog „annabelle sagt“, Instagram und Facebook gilt ihr Motto: Annabelle sagt dir, wo es schön ist. Noch mehr über Leipzig gibt es im FREITAG AB EINS-Magazin.
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Liest sich flüssig durch, tolle Interview;)
Martin