Beliebter, bekannter, besser: Viele Städte in Italien übertrumpfen einander mit ihren Highlights, dabei sind es die unbekannteren und kleineren Orte abseits der Massen, die die größten Überraschungen parat haben. Im romantischen Städtchen Rovereto im Trentino in Oberitalien vermischt sich alpines Flair mit mediterraner Leichtigkeit – und obwohl die Stadt keine Superlative nötig hat, findet man die älteste Kaffeerösterei Italiens und die größte frei klingende Glocke der Welt.
10 Highlights in Rovereto ♥ Lesezeit: 8 Minuten
#1 Highlights in Rovereto: Die älteste Kaffeerösterei Italiens
Espresso gehört wie Pasta und Pizza zu Italien, doch im kleinen Gebirgsstädtchen Rovereto in Oberitalien bestellt man nicht nur „un espresso“. Man zelebriert ihn auch. „Schuld daran“ ist die Familie Bontadi, die schon im Jahr 1790 begann, mit Kaffee zu experimentieren, und heute die älteste Kaffeerösterei Italiens in Rovereto betreibt. Deshalb schlürft man den besten Espresso der Stadt in der „Caffetteria Bontadi“ (Piazza Cesare Battisti 14) und schlendert danach durch das Kaffeemuseum „CoBo“ (Vicolo del Messaggero 10), die Kurzform für Collezione Bontadi.
Hier zeigt sich die Sammelleidenschaft der Familie in Form von rund 300 Kaffeemaschinen. Hier stehen antike Metalltonnen, bei denen man das Wasser im Tank mit Holz oder Kohle erhitzte, neben hippen Espressomaschinen von heute. Die Sammlung reicht 200 Jahre zurück und verfolgt die Geschichte von Bontadi und des Kaffees zurück. Von den ersten Röstungen am Ende des 18. Jahrhunderts über die Vorläufer unserer Mokkakannen bis hin zur neuesten Generation von Espressomaschinen.
#2 Highlights in Rovereto: Piazza delle Oche
Der Kaffee steht im Zentrum von Rovereto – und getrunken wird er am liebsten auf dem Piazza delle Oche, über den jeden Vormittag die Worte „un espresso“ wie ein Echo schallen. Rund um den Neptunbrunnen reihen sich unzählige Kaffeehaustische. Man trifft sich, man plaudert, man liest Zeitung, vor allem aber trinkt man Kaffee. Eigentlich wurde der Platz schon lange in Piazza del Cesare Battisti umbenannt, doch die alten Straßenschilder hängen noch, genauso wie viele alte Geschäftsschilder der kleinen Läden. Und die Einheimischen sagen sowieso nur Piazza delle Oche zu ihrem liebsten Treffpunkt.
#3 Highlights in Rovereto: Die Altstadt
Rovereto ist kompakt und hat „nur“ 35.000 Einwohner, die kleine Altstadt erzählt aber trotzdem eine große Geschichte. An vielen Stellen erkennt man Spuren der vergangenen Epochen an den Gebäuden. Es gibt italienische Palazzi, venezianische Elemente und natürlich auch österreichische Spuren. Vieles in Rovereto erinnert an die fast hundert Jahre, die die Stadt unter der Herrschaft der Venezianer verbrachte, von 1416 bis 1509. Auch die Österreicher, die in der Stadt herrschten, haben ihre Spuren hinterlassen.
An einem Haus hängt sogar ein Schild, das Wolfgang Amadeus Mozart gewidmet ist. Er spielte 1769 hier sein erstes Konzert in Italien – als 13-jähriger Wunderknabe. Kultur entdeckt man auch am Rande der Altstadt, zum Beispiel im „Teatro Zandonai“ (Corso Bettini 78), an dem viele Touristen achtlos auf ihrem Weg zum „MART“ vorbeischlendern. Es wurde im Jahr 1783 gegründet und ist das älteste Theater im Trentino. Tipp: Es gibt eine Erkundungsroute, die in 15 Etappen zwischen Palazzi und Museen zu allen Highlights von Rovereto führt.
#4 Highlights in Rovereto: Das MART
Um Kunst dreht sich alles im „MART“, dem Museum der modernen und zeitgenössischen Kunst (Corso Angelo Bettini 43, Eintritt: € 11). Es ist eines der bedeutendsten Museen Italiens und zählt zu den wichtigsten und anerkanntesten Museen für zeitgenössische und moderne Kunst. Die Sammlung besteht aus rund 30.000 Werken und führt durch 150 Jahre Kunstgeschichte. Der Fokus liegt auf Futurismus, Metaphysik, Klassizismus, Abstraktion und italienische und internationale Strömungen des 20. Jahrhunderts.
Spannend ist auch das Gebäude, das der Schweizer Architekt Mario Botta entworfen hat. Mittelpunkt ist eine Kuppel aus Glas und Stahl über dem zentralen Eingangsplatz. Die Abdeckung ist am höchsten Punkt 25 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 40 Metern, genau wie der Pantheon in Rom. Tipp: Unbedingt auch in den Museumsshop gehen, in dem es eine große Auswahl an Büchern und Mitbringseln gibt!
#5 Die größte frei klingende Glocke der Welt
Auf dem Hügel Miravalle vor der Stadt thront der größte Superlativ der Stadt – und ein Ort voller Geschichte und Gänsehautmomente. Die „Campana dei Caduti“ (Colle di Miravalle, Eintritt: € 4), die Friedensglocke, ist die größte frei klingende Glocke der Welt. Sie ist 3,36 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 3,21 Metern und wiegt über 226 Tonnen.
Die Geschichte dahinter ist eine ernste. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Glocke aus der Bronze der Kanonen der Kriegsparteien geschmolzen; sie ist allen Soldaten gewidmet, die damals gekämpft haben. Blickt man hier ins Tal, befindet man sich genau dort, wo vor 100 Jahren die Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien verlief. Jeden Abend um 21.30 Uhr läutet die Friedensglocke 100 Mal, um an die Gefallenen aller Kriege und aller Nationen zu erinnern.
#6 Highlights in Rovereto: Das Castello
Über der Altstadt von Rovereto thront das Castello (Piazza S. Vincenzo 1), zu dem man über schmale Gassen, unebene Stufen und Pflastersteine spaziert. Die Lage galt immer als strategisch günstig. Die Burg steht dort, wo das Vallarsa-Tal in das Etschtal mündet und überblickt weit das Land. Alleine deshalb lohnt sich der Aufstieg. Das Schloss wurde im 14. Jahrhundert errichtet und machte im Laufe der Zeit eine große Wandlung durch. Im 15. Jahrhundert wurde es von den Venezianern zu einer militärischen Festung umgebaut. Danach kam es in den Besitz der Österreicher und wurde später sogar als Gefängnis genutzt. Bevor die Burg verfallen konnte, wurde 1921 alles restauriert – und das „Museo Storico Italiano della Guerra”, das „Italienische Historische Kriegsmuseum“ eröffnet (Eintritt: € 9, gilt für Burg und Kriegsmuseums).
#7 Highlights in Rovereto: Das Kriegsmuseum
Auf der einen Seite die Friedensglocke, auf der anderen das Kriegsmuseum: Was konträr klingt, ist der Geschichte von Rovereto geschuldet. Die Stadt war lange umkämpft, trägt heute aber stolz den Beinamen „Città della Pace“: Stadt des Friedens. Das 1921 eröffnete „Italienische Historische Kriegsmuseum“ (Via Castelbarco 7) im Kastell ist das größte seiner Art in ganz Italien und konzentriert sich im Rahmen seiner Dauerausstellung vor allem auf die Zeit des Ersten Weltkrieges. 2001 begann eine umfangreiche Restaurierung der Burg. Dabei wurden nicht nur die Ausstellungsflächen modernisiert und nach neuen musealen Kriterien umgestaltet, sondern auch die Burg selbst umfangreich saniert.
#8 Die Trentiner Küche
In der Trentiner Küche vermischt sich italienische Kulinarik mit alpinen Einflüssen. Man futtert Polenta und Apfelstrudel genauso wie „Canederli“. Das sind Knödel, wie man sie in Österreich und Deutschland kennt, in Rovereto werden sie aber unter anderem mit Stockfisch zubereitet, z. B. im „Casa del Vino della Vallagarina“ (Piazza S. Vincenzo 1). Eine weitere Spezialität ist Carne Salada, Scheiben von Rindfleisch, die für zwei bis fünf Wochen in Salz und anderen Gewürzen mariniert werden und roh oder gekocht gegessen werden können.
Der beste Ort, um Carne Salada zu verkosten, ist das „Ristorante al Doge“ (Scala del Redentore 4). Spannend: das Lokal ist in einer alten Kirchengruft! Natürlich dürfen auch Pasta und Pizza nicht fehlen. Zum Beispiel die Gourmetpizza im „Ristorante Novecento“ (Corso Rosmini 82), deren Teig aus vier Sorten Biomehl, einer speziellen Hefe gemacht und nur mit Zutaten aus dem Trentino belegt wird. Typisch ist auch der Aperitivo am Abend, egal, ob Aperol Spritz oder ein lokaler Wein aus dem Etschtal. Ein beliebter Treffpunkt hierfür ist das „Mani al Cielo“ an der Piazza Malfatti.
#9 Highlights in Rovereto: Cioccolateria Exquisita
Es sind aber längst nicht alle kulinarischen Kreationen im Trentino pikant. Rovereto hat eine enorm süße Seite – und die zeigt sich vor allem in der „Cioccolateria Exquisita (Via Felice e Gregorio Fontana 10). Der Familienbetrieb startete 1920 seine lange Geschichte im Namen der Schokolade und wird heute in dritter Generation geführt. Alles dreht sich um Leidenschaft für die Kakaobohne und die Entwicklung neuer Kreationen hochwertiger Schokolade und Pralinen.
Einige tragen einen regionalen Stempel, so gibt es beispielsweise eine MART-Praline, die für das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst entworfen wurde. Dunkle Schokolade mit einer Füllung aus Himbeerpaste und einer in die Mitte getauchten weißen Traube, die jeweils die Früchte des Trentino sowie Trauben und Weine darstellen sollen. Wer mehr erfahren will, sollte eine Schokoladendegustation buchen (Eintritt: € 5).
#10 Shoppingtour mit Zeitreise
Bei der Shoppingtour in Rovereto macht man eine kleine Zeitreise, denn viele Geschäfte sehen noch genauso aus wie vor vielen Jahrzehnten. Steht man vor dem Schaufenster des Ladens „Giovanni Bacca“ (Via Rialto 39), hat man das Gefühl, die Deko stammt aus dem letzten Jahrhundert. Im ältesten Geschäft der Stadt dreht sich alles um Hüte, Mützen und Kappen. Erst kürzlich geschlossen hat „Bernardino Salvetti“, zum Leidwesen der alteingesessenen Trentiner. Denn bereits im Jahr 1927 wurde der Laden für Regenschirme, Kurzwaren und handwerklich hergestellte Besonderheiten eröffnet.
Spaziert man durch die Altstadt, passiert man viele jener Läden, die Nostalgie versprühen und an alten Traditionen festhalten. Auch die „Drogheria Micheli“ (Via Mercerie 16) spielt mit der Vergangenheit: In dem historischen Geschäft gibt es die besten Weine, Gewürze und Süßigkeiten der Stadt. Es geht aber auch modern: Abseits der typischen italienischen Labels wie Benetton, Sisley oder Intimissimi ist die „Boutique Pippi“ (Sottoportico del Leone 8) ein Insidertipp: Hier gibt es Mode von italienischen und internationalen Designern.
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Offenlegung
Die ENIT Italia hat mich eingeladen, nach Rovereto zu reisen. Meine Reisereportagen erschienen u.a. auf dem Bahnreiseblog der ÖBB und auf reisereporter.de.