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Tipps für Znaim: Schmuckes Städtchen in Südmähren

Am steil abfallenden Ufer der Thaya thront auf einer Felszunge die Stadt Znaim im Süd-Osten der Tschechischen Republik. Die Lage an der Grenze zu Österreich und der Slowakei in der Region Südmähren verleiht Znaim ein besonderes Flair. Die Grenzstadt ist berühmt für ihre Geschichte, das Grün des Nationalparks Thayatal und die knackigen Znaimer Gurken.


Tipps für Znaim: Schmuckes Städtchen in Südmähren ♥ Lesezeit: 8 Minuten


Sie thront hoch über der Thaya und scheint alles zu überblicken: Die Burg von Znaim besticht mit ihrer herrlichen Lage. Die Festungsanlage entstand in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und war ein wichtiges Verteidigungs- und Verwaltungszentrum in Südmähren. Durch die exponierte Lage konnte man weithin die Landschaft beobachten und kontrollieren. Zahlreiche böhmischen und mährischen Herrscher machten auf ihren Reisen von Böhmen nach Österreich hier Halt. 

Znaim
Tipps für Znaim: Burg von Znaim

Die Stadt geht auf die Gründung durch Ottokar I. Přemysl zurück. Er ernannte Znaim im Jahr 1226 zur königlichen Stadt und die Burg zum Sitz der königlichen Burggrafen. Der Name „Znaim“ bzw. „Znojmo“ reicht auf die Zeit der keltischen Besiedlung zurück. Das Wort „snao“ bedeutet „fließendes Wasser“. Prägend für Znaim ist die Thaya. Der Fluss – auf tschechisch „Dyje“ – verläuft zu einem großen Teil an der Staatsgrenze zwischen Österreich und Tschechien. Den prächtigsten Blick über die Stadt und das Thayatal hat man vom Burggelände. Wer einkehren will, ist in der „TeraZa Rotundy“ genau richtig. Das Terrassenlokal liegt direkt an den Burgmauern über der Thaya.


Tipps für Znaim: Burg & Brauerei

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Burg mehrmals die Besitzer und wurde auch mehrfach zerstört und wieder in Stand gesetzt. Ende des 17. Jahrhunderts bestand die Burg bereits halb aus Ruinen. Durch ein Dekret von Kaiser Joseph I. aus dem Jahre 1709 erhielt die Anlage zwei Bereiche. Die innere Burg ging an den Grafen von Deblin, die äußere Burg an die Bürger von Znaim, die hier die ehemalige Brauerei „Pivovar Hostan“ gründeten. Denn mit dem der Stadt Znaim im Jahr 1278 verliehenen Wiener Stadtrecht ging unter anderem auch das Recht, Bier zu brauen und dieses auszuschenken, einher. 

Die Brauerei erlebte eine wechselvolle Geschichte. Durch den Zusammenbruch der Donaumonarchie 1918 und die Verstaatlichung des Betriebes nach 1945 war das Unternehmen immer wieder stark gebeutelt – und wurde ab 2009 endgültig sich selbst überlassen. Nachdem die Brauerei jahrelang geschlossen war, befindet sich seit 2015 die „Znaimer Stadtbrauerei“ auf dem Burggelände. Heute ist die Brauereischänke „reZtaurace“ im Burgareal eines der beliebtesten Lokale der Stadt. Das Bier kommt direkt von der nebenan liegenden befindlichen Stadtbrauerei, auf der Speisekarte steht tschechische Hausmannskost. 


Tipps für Znaim: Weinbau 

Wer lieber Wein trinkt, muss nur wenige Schritte weiter zur „Weinbar Enotéka znojemských vín“ gehen. Das Konzept ist modern: Man kauft eine Chipkarte und kann dann an Automaten aus einer großen Auswahl wählen und ein Glas befüllen lassen. Znaim und Wein sind stark miteinander verbunden. Es heißt, dass die Weinrebe von Römischen Legionen einst nach Znaim gebracht wurde. Erste schriftliche Erwähnungen über den Weinanbau stammen aus dem 11. und 12. Jahrhundert. 

Wein in Znaim

Für Znaim ist der Anbau der Rebsorten Grüner Veltliner, Müller Thurgau, Sauvignon, Pálava und Rheinriesling charakteristisch. Dass sich die Menschen in Südmähren dem Genuss von Wein und Bier verschrieben haben, erkennt man heute noch an dem Spruch „Znojmo, vidím tě dvojmo!“ – „Znaim, ich sehe dich doppelt!“, den beinahe jeder in Tschechien kennt. 

Tipps für Znaim: Weinbau 

Tipps für Znaim: Südmährisches Museum 

In einem Teil der Znaimer Burg befindet sich heute das „Südmährische Museum“. Es wurde bereits im Jahr 1878 gegründet und ist eines der ältesten Museen der Region. 1931 wurde das Museum in „Südmährisches landschaftliches Museum“ umbenannt. Ab dem Zweiten Weltkrieg wurde es weiter ausgebaut und zusätzliche Standorte in der Stadt selbst sowie in der Umgebung eingerichtet.

Südmährisches Museum in Znaim

In den Räumen auf dem Burggelände gibt es unter anderem archäologische Funde, Objekte aus der Geschichte der Stadt und der Region Znaim ab dem Mittelalter, aber auch zeitgenössische Kunstwerke und Druckwerke aus der Klosterdruckerei im Kloster Louka zu sehen. Spannend: Nahe der Burg erinnert ein Schild daran, dass Gregor Mendel in Znaim forschte und lehrte.


Tipps für Znaim: Rotunde St. Katharina 

Auf dem Burg- und Brauereigelände steht das älteste Bauwerk Znaims: die Rotunde St. Katharina. Die romanische Rundkirche birgt in ihrem Inneren einzigartige romanische Fresken aus dem Jahr 1134. Darauf sind böhmische und mährische Herrscher sowie Szenen aus der Geschichte des Landes zu sehen. Seit 1962 ist sie ein Nationales Kulturdenkmal.

Die Öffnungszeiten der Rotunde hängen von der Witterung ab, da die Fresken sehr sensibel auf klimatische Bedingungen reagieren. Deshalb gibt es nur bei Schönwetter von April bis Anfang Oktober Zutritt. Auf der Website erfährt man mittels Ampelsystem den aktuellen Status. Wenn die Türe geöffnet ist, dürfen im Abstand von 30 Minuten maximal zehn Personen gleichzeitig die Rotunde betreten.


Tipps für Znaim: St.-Nikolaus-Kirche & Wenzelskapelle 

Steht man an den Burgmauern und blickt auf die Stadt, steht sofort ein Wahrzeichen Znaims im Fokus: Die St.-Nikolaus-Kirche scheint alles zu überragen und prägt das Panorama der Altstadt. Die Kirche wurde im Jahr 1338 im gotischen Stil mit einem dreischiffigen Langhaus erbaut und thront markant am Rande des Geländeabbruchs zum Thayatal. Im Inneren sind unter anderem die neugotische Orgel und der Kanzelkorb in Form einer gewaltigen Erdkugel sehenswert. Auf der Rückwand findet sich ein Relief mit Adam und Eva. Spannend ist die Geschichte des Kirchturmes: Bis 1837 stand er südlich des Chores, um 1848 entstand der Ostturm im neugotischen Stil.

Direkt neben der Kirche steht die kleinere Wenzelskapelle aus dem Jahr 1523, die einst für Messen bei Bestattungen genutzt wurde. Sie wirkt wie eine Miniatur-Zwillingsschwester aus spätgotischer Zeit. Die Kapelle hat ihren Namen von der gotischen Skulptur des Heiligen Wenzel an der Eingangsfassade. Heute wird das Gotteshaus für Ausstellungen und Konzerte genutzt. Um einen Teil der Kapelle führt ein überdachter Rundgang, von dem man einen tollen Blick auf die Burg und das Thayatal hat.


Die Straße Velká Mikulášská

Von dem beeindruckenden Duo der St.-Nikolaus-Kirche und der Wenzelskapelle dauert es nur wenige Gehminuten in die Altstadt von Znaim. Besonders schön schlendert man durch die Straße Velká Mikulášská mit ihren historischen Häusern. Auf dem Weg hat man stets die St.-Nikolaus-Kirche im Rücken – und kann das opulente Gebäude aus einer völlig anderen Perspektive fotografieren. Ein prima Stopp ist „Balance Coffee & Wine“: Das kleine Café bietet großartigen Kaffee, Wein, Kuchen und Snacks, vieles davon vegan und glutenfrei.

Znaim

Die Häuser in Znaim führen übrigens wie in Prag jeweils zwei Hausnummern. Das geht auf ein kompliziertes Erbe der Habsburger zurück. Eine Zahl ist die sogenannte Konskriptionsnummer, die sich auf die Reihenfolge des Bauzeitpunkts in der gesamten Stadt bezieht und aus der Habsburgerzeit stammt, die andere ist eine Ordnungszahl aus der heutigen Zeit und steht für die aktuelle Adresse.


Tipps für Znaim: Masarykplatz

Das Herz von Znaim ist der Masarykplatz: Der große Hauptplatz bezaubert mit seinen gut erhaltenen Renaissance-Bürgerhäusern. In der Mitte steht die barocke Pestsäule aus dem Jahr 1682. Diese erinnert daran, dass im Jahre 1680 in Znojmo 800 Menschen an der Seuche gestorben sind. Jeden Tag außer Sonntag bieten einige kleine Händler im oberen Bereich des Masarykplatzes Obst, Gemüse und andere Waren an. Rund um den Platz gibt es mehrere Restaurants. Besonders empfehlenswert sind das „U zlaté konve“ und das „Pivnice U šneka“. Beide servieren köstliche tschechische Hausmannskost. Ein modernes Gegenstück ist das hippe „Restaurant hoZpoda“, das um die Ecke liegt.

Im Kontrast zu den Bürgerhäusern steht das Kaufhaus „Dyje“: Das kommunistische Gebäude wirkt wie ein Fremdkörper in der mittelalterlichen Altstadt. Der Betonprotzbau erinnert an den vergangenen kommunistischen Totalitarismus in Tschechien. In seinem Inneren befinden ein paar sich nicht erwähnenswerte Läden, dafür gibt es im ersten Stock das „Caffé Panorama“, von dem man einen tollen Blick über den Masarykplatz hat.


Tipps für Znaim: Wolfsturm 

Znaim ist bekannt für eine stattliche Anzahl von Türmen. Diese gehören zur einstigen Wallbefestigung der Stadt. Schon vor dem Jahr 1226, als Znaim offiziell gegründet wurde, begann man mit dem Bau der Wehrtürme. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Befestigung um weitere Stadtmauern erweitert. So galt Znaim mit seiner Lage an der mährisch-österreichischen Grenze als die am besten fortifizierte Stadt zwischen Wien und Prag. 

Tipps für Znaim: Wolfsturm 

Heute sind noch mehrere Türme erhalten. Am südlichen Ende des Masarykplatzes steht der gotische Wolfsturm, der auf 32 Meter ragt. Er ist der massivste prismatische Turm der Znaimer Befestigung und das letzte Bauwerk der ursprünglichen Befestigung aus den Zeiten des Königs Ottokar I. Přemysl. Durch seine Lage am Stadteingang bewachte er einst die Einfahrt zur Stadt. Bei Gefahr konnte die Turmbesatzung sogar mit der Hilfe von vereinbarten Signalen mit den Schützen des Klosters Louka kommunizieren. 

Tipps für Znaim: Wolfsturm 

Tipps für Znaim: Rathausturm 

Vom Masarykplatz führt die Fußgängerzone Obroková leicht ansteigend zum offiziellen Wahrzeichen von Znaim: Der im Jahre 1448 fertiggestellte Rathausturm ragt auf 80 Meter, seine Bauzeit dauerte drei Jahre. Er entstand, nachdem das alte Rathaus abgebrannt war. Der Turm, der durch den Meister Mikuláš aus Sedlešovice errichtet wurde, steht auf einem Felsen, das Fundament reicht bis zu drei Meter in die Tiefe. 

Tipps für Znaim: Rathausturm 

Der spätgotische Turm war spielte eine große Rolle für die Stadt. Hier wohnte stets ein Wächter, der Tag und Nacht die Umgebung beobachtete und bei Gefahr Alarm schlagen musste. Um die Alarmierung zu erleichtern, wurde im 19. Jahrhundert sogar ein Telefon installiert. Später nutzte man den Turm, um Brandmeldungen abzugeben, im Jahr 1924 wurde dann der Wachdienst beendet. Heute kann man den Turm besteigen und weit über die Stadt und das Thayatal blicken. Nach oben geht es über eine enge Wendeltreppe und sogar Leitern. 


Znaimer Untergrund

Wenige Gehminuten entfernt vom Rathausturm stößt man auf den unscheinbaren Eingang von „Znojemské podzemí“: dem Znaimer Untergrund. Denn unterhalb von Znaim verbirgt sich eine eigene Stadt. Die sogenannte Kellerwelt von Znaim zählt zu den längsten unterirdischen Labyrinthen Mitteleuropas! Das verzweigte Netz unterirdischer Gänge ist 27 Kilometer lang und erstreckt sich teilweise sogar über vier Untergeschosse.

Die Anfänge der Znaimer Unterwelt reichen bis in das 14. Jahrhundert zurück.  Jedes der Wohnhäuser hatte unterirdische Räumlichkeiten. Ursprünglich nutze man die unterirdischen Gänge als Keller, um landwirtschaftliche Produkte und Weine zu lagern. Später wurde die verborgene Stadt auch als Teil des Znaimer Festungssystems genutzt. Heute kann man einen Teil der Katakomben, eine rund ein Kilometer lange unterirdische Strecke, im Rahmen einer Führung besichtigen.


Tipps für Znaim: Stadttheater von Znaim

Ein wenig außerhalb der Altstadt, auf dem Weg in Richtung Bahnhof, steht auf dem Platz der Republik mit dem Stadttheater von Znaim eines der schönsten Gebäude der Stadt. Zurecht sind die Znaimer stolz auf ihr Theater. Es wurde im Jahr 1899 nach den Plänen des Wiener Architekten Alexander Graf gebaut. Die Idee dazu fand er im nahegelegenen Wien: Er ließ sich von der Außengestaltung der Wiener Volksoper inspirieren, die er selbst kurz zuvor entworfen hatte.

Tipps für Znaim: Stadttheater von Znaim

Am 29. September 1900 wurde das für 271.000 Kronen gebaute Theater feierlich mit dem Spiel „Zwei glückliche Tage“ von Franz von Schontan und Gustav Kadelburg eröffnet. Der Zuschauerraum mit Balkon und vier Logen wurde im neobarocken Baustil errichtet und in den Farben Weiß, Rot und Gold gehalten. Der ursprünglich 616 Zuschauer fassende Zuschauerraum bietet den Besuchern heute 278 Sitzplätze.

Tipps für Znaim: Stadttheater von Znaim

Znaimer Gurken  

Ein Besuch in Znaim ist nicht vollständig, ohne die berühmten Znaimer Gurken zu kosten. Hinter der Erfolgsgeschichte des sauren grünen Gemüses in Südmähren steht eine jüdische Familie, deren Name auch in Österreich sehr bekannt ist: Felix. Es war das gleichnamige Gemüse- und Konserven-Unternehmen, das die Znaimer Gurke ab dem Jahr 1868 zur Berühmtheit machte.

Tipps für Znaim: Znaimer Gurken  

Lange war der Anbau der Gurken ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Lage an der von der Thaya durchflossene südmährische Ebene begünstigte den Anbau von Gemüse, Obst und Wein. So gingen die Znaimer Gurken in die Geschichte ein. Heute ist die Nachfrage längst zurückgegangen, in den Supermärkten von Znaim stehen die Gläser mit den berühmten Essiggurken oder Senfgurken noch immer.


Hotels in Znaim 

Hotel Katarina: Gelegen im Stadtzentrum von Znaim bietet das „Hotel Katarina“ schicke Zimmer mit einem herrlichen Blick auf den Nationalpark Podyjí.

Hotel Clemar: Das „Hotel Clemar“ befindet sich im Zentrum des historischen Stadtkerns. Die Zimmer liegen in Stadthäusern aus dem 16. Jahrhundert.

Rezidence Znojmo: Das charmante Hotel „Rezidence Znojmo“ im Zentrum von Znaim bietet große, helle Zimmer mit stilvoller Einrichtung und liebevollen Details.

Hotel Residence TGM: Das „Hotel Residence TGM“ liegt direkt am zentralen Masarykplatz. Es gibt zwölf im minimalistischen Design eingerichtete Zimmer, die sich in einem ruhigen Innenhof befinden.

Hotel Dům u lázní: Das stilvolle kleine „Hotel Dům u lázní“ liegt ruhig nahe des Hauptplatzes und bietet geräumige Zimmer mit einer rustikal gestalteten Inneneinrichtung.

Penzion U Radnice: Die kleine „Penzion U Radnice“ bietet gemütliche Zimmer und im angeschlossenen Restaurant großartige böhmische Küche.


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