Kuba boomt, keine Frage. Doch wer sich für eine Flucht in die Karibik entscheidet, sollte die Chance nutzen, das Urlaubsparadies mit all seinen Facetten kennenzulernen. Neben 330 Tagen Sonnenschein im Jahr, schneeweißen Stränden, alten Kolonialstädten und nostalgischen Autos ist Kuba nämlich vor allem eines: kontrastreich.
Rundreise Kuba: Kurztrip durch ein Kuba voller Kontraste ♥ Lesezeit: 5 Minuten
Gischt schlägt gegen die steinerne Ufermauer. In der Abenddämmerung weht eine sanfte Brise über den Malecón und vertreibt die tropische Hitze des Tages. Nirgendwo sonst spürt man den Rhythmus der Stadt so intensiv wie hier, an Havannas berühmter Ufermauer, die acht Kilometer lang und vierspurig am Atlantik entlangführt und wo Fidel Castro einst feurige Reden hielt. Wenn die Sonne langsam in der Bucht versinkt und die maroden Fassaden der Häuser in ein altrosa Licht hüllt, füllen sich die rissigen Mauern des Malecón umso schneller: Verliebte küssen sich im Abendrot, Habañeros spielen Schach und schlürfen Rum, Schwarzmarkthändler bieten ihre Waren feil und man meint, von der Ferne das kubanische Mantra zu hören: „Hay que vivir!“ – „Das Leben ist kurz!“
Rundreise Kuba: Reform in staatlichen Unternehmen
Nur wenige hundert Meter weiter dann der Beweis, wie ernst Habañeros dieses Lebensgefühl nehmen; auch nehmen müssen, schließlich sind bei einem Durchschnittsmonatsgehalt von umgerechnet rund 25 Euro keine großen Sprünge drin. Wen wundert’s da, dass viele neben ihren staatlichen Jobs einen kreativen Zweiterwerb anstreben. Dabei hat sich die Lage enorm verbessert: Seit Kuba 2014 schrittweise eine Reform in den staatlichen Unternehmen durchführte, bei denen rund 70 % der Bevölkerung beschäftigt sind, dürfen Unternehmen 50 % statt bisher 30 % ihrer Gewinne behalten. Das hob den Durchschnittslohn in den letzten Jahren um gut 70 % an. Reich sind die Einwohner Kubas aber noch lange nicht.
Rundreise Kuba: Opulenz und Armut
Auf dem Plaza Vieja flirrt die Luft über den Pflastersteinen, bunt gekleidete Habañeras überreden Touristen zu einem gemeinsamen Foto, und Erdnussverkäufer, Maler oder Straßenmusikanten versuchen, schnell ein paar CUC – die offizielle Touristenwährung – zu verdienen. „La Habana Vieja“ ist heiß, laut und vor allem bunt. Eine der ältesten spanischen Kolonialsiedlungen der Welt vereint auf vier Quadratkilometern so viele unterschiedliche Baustile wie an keinem anderen Ort. Doch nicht nur die vielfältige Architektur, auch die Kontraste fallen ins Auge: Aufwendig sanierte Prachtbauten treffen auf halb verfallene Häuser mit zerbrochenen Fensterscheiben. Opulenz und Armut gehen in Havanna Hand in Hand, doch heute bröckeln dank kubanischem Wandel auch Revolution und Sozialismus so wie Farbe und Putz von den Kolonialbauten.
Rundreise Kuba: Schweinebucht
Rund 300 Kilometer südöstlich ist die Kulisse eine andere. Begegnet man in der „Bahía de Cochinos“ noch anderen Sonnenhungrigen, die sich in der legendären Schweinebucht bei einer Wassertemperatur von 30 Grad in türkisblauen Fluten werfen, werden die Straßen immer leerer, je südlicher man fährt. Auf einer staubigen Landstraße herrscht nahezu Ruhe, statt Autos trifft man auf Kutschen mit Eseln und Einheimische, die eine Mitfahrgelegenheit suchen.
Rundreise Kuba: Topes de Collantes
Doch die Ruhe hält nicht lange an. In einem umgebauten Truck mit Plastiksitzen geht es mit dröhnendem Motor eine elf Kilometer lange Passstraße hinauf, rund 800 Meter über den Meeresspiegel. Hier oben, in Kubas schönstem Nationalpark „Topes de Collantes“, wandert man umgeben von sattem und saftigen Grün durch einen tropischen Wald, vorbei an reifen Kaffeepflanzen und üppigem Bambus zu einem Naturbecken, wo man unterhalb eines Wasserfalls eine Abkühlung findet, diesmal wirklich, denn hier hat das Wasser gerade mal 24 Grad.
Rundreise Kuba: Unesco-Weltkulturerbe
Es dauert dann nicht mehr lange in die alte Kolonialstadt Trinidad. Mit rund 75.000 Einwohnern gehört die magisch anmutende Stadt seit 1988 zum Unesco-Weltkulturerbe. Spaziert man hier über uneben gepflasterten Straßen und beobachtet, wie Großfamilien ihren Alltag vor ihren klitzekleinen Wohnungen auf der Straße leben, ist man im authentischen Kuba angekommen, das einem vielleicht ungeschönt, aber umso ehrlicher begegnet.
Rundreise Kuba: Touristenhochburg Varadero
Der Kontrast passiert am nächsten Tag. Macht man sich auf den Weg ins luxeriöse Bilderbuch-Kuba, sagen Reiseführer gerne zynisch: „Wir verlassen Kuba und fahren nach Varadero“. Das Gebiet an der Nordküste, das seit den 50er Jahren bekannt ist für malerische Luxushotels, die an paradiesischen Stränden liegen und wo man dank All-inclusive-Konzept keinen Finger krümmen muss, ist vielen Habañeros ein Dorn im Auge, weil es ihrer Meinung nach das Bild vom echten Kuba verklärt. Aber wie heißt es so schön? Hay que vivir! Es ist eben das Kuba der Kontraste, das boomt.
Aktuelle Infos: Einreise Kuba
Deutschland: Auswärtiges Amt
Österreich: Außenministerium Österreich
Schweiz: Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten
Offenlegung
Im Rahmen einer Pressereise von SWISS und Cuba Real Tours durfte ich nach Kuba reisen. Meine Reportagen wurden in den Zeitschriften Besser reisen, LISA und miss veröffentlicht.
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