„Fleischklöße, kleine gute Fleischklöße ess ich gerne“: 1955 setzte Astrid Lindgren Köttbullar ein Denkmal. Im Kinderbuch „Karlsson vom Dach“ waren die schwedischen Fleischbällchen Karlssons Leibgericht. Als ab 1985 die kleinen Klopse bei IKEA serviert wurde, war klar: Köttbullar haben Kultstatus. Und einen eigenen Feiertag: Am 23. August feiert Schweden den „Köttbullens Dag“.
Rezept Köttbullar: Geschmack und Geschichte der Fleischbällchen aus Schweden ♥ Lesezeit: 4 Minuten
Die Fleischbällchen aus Schweden haben eine lange Geschichte. Erstmals erscheint der Ausdruck „Köttbulle“ in dem Kochbuch „Helfer im Haushalt für junge Frauenzimmer“ von Anna Christina Warg aus dem Jahr 1755. Darin erklärt sie, dass die Fleischbällchen sowohl aus Kalbsfleisch, als auch aus Fleisch vom Schaf oder vom Ochsen hergestellt werden können.
Es dauerte aber noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts, bis Köttbullar auch vom schwedischen Volk gegessen wurde. Das lag daran, dass Fleischmühlen und Holzherde langsam in den Küchen der Menschen landeten – und die Zubereitung der Fleischbällchen entsprechend einfacher wurde. Seither gelten die schwedischen Fleischbällchen als Nationalgericht Schwedens und es wurden zahlreiche Varianten des Rezeptes und der Sauce entwickelt.
Rezept Köttbullar: Ein Kinderbuch sorgt für Furore
In den 1950er Jahren war es die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, die Köttbullar ein Denkmal setzte. Im Kinderbuch „Karlsson vom Dach“ sind Köttbullar Karlssons Leibgericht. Er sagt: „Fleischklöße, kleine gute Fleischklöße ess ich sehr gerne.“ Woraufhin Lillebrors Mutter sich ans Werk macht: „Sie schüttelte die große Bratpfanne über der Gasflamme, und in der Pfanne hüpften eine Unmenge feiner, brauner Fleischklöße herum.“
Spätestens ab 1985 erreichten Köttbullar Kultstatus. Damals kam der Möbelriese IKEA auf die findige Idee, eine Lebensmittelabteilung aufzubauen. Ikea-Gründer Ingvar Kamprad wollte damit verhindern, dass seine Kunden mit leeren Mägen durch die Läden streifen. Wie bei den Möbeln ging der Konzern mit einem ausgefeilten Plan an den Start: Es sollten nur fünf Gerichte auf der Karte stehen. Eines davon: Köttbullar.
Der Gedanke, die Fleischbällchen selbst herzustellen, wurde als zu kompliziert verworfen. Also entschied man, die Produktion der Fleischbällchen auszulagern und einen Lebensmittelzulieferer dafür zu engagieren. Der Rest ist Geschichte: Das schwedische Unternehmen Gunnar Dafgård, das bereits 1937 gegründet wurde, entwickelte die berühmten IKEA-Köttbullar nach einem eigenen Rezept.
Köttbullar: Alles Lug und Trug?
2018 kam dann die Wende: Laut einer Stellungnahme der schwedischen Regierung über ihren offiziellen Twitter-Kanal basieren die schwedischen Fleischbällchen auf einem Rezept, das König Karl XII. Anfang des 18. Jahrhunderts aus dem Osmanischen Reich mitgebracht haben soll. Als er dort im Asyl lebte, sei er auf das Gericht gestoßen. Somit hätten Köttbullar einen türkischen Ursprung. Auf Twitter hieß es: „Schwedische Fleischbällchen basieren auf einem Rezept, das König Karl XII. Anfang des 18. Jahrhunderts aus der Türkei mitgebracht hat. Bleiben wir bei den Fakten!“
Nicht alle nahmen die Stellungnahme an. Unter anderem wehrte sich der schwedische Ernährungshistoriker Richard Tellström dagegen. Er erklärte in der Zeitung „Dagens Nyheter“, dass Fleischbällchen in Schweden bereits vor der Gefangensetzung des schwedischen Königs im Osmanischen Reich bekannt waren. Damals trugen sie aber noch den Namen „Frikadell“.
„Köttbullar“ heißt auf Deutsch übrigens „Fleischbrötchen“, weil in den Fleischbällchen sowohl Hackfleisch, als auch trockenes Brot oder Brötchen verknetet werden. Das K im schwedischen Nationalgericht wird wie „Sch“ ausgesprochen. Aus Kött wird also „Schött“ und bullar klingt auf Schwedisch wie „büllar“. Köttbullar spricht man also „Schöttbüllar“ aus.
Rezept Köttbullar von IKEA
Zutaten
(für 4 Personen)
- Für die Fleischbällchen:
- 500 Gramm Rinderhack
- 250 Gramm Schweinehack
- eine Zwiebel
- eine Knoblauchzehe
- 100 Gramm Paniermehl
- ein Ei
- fünf Esslöffel Milch
- Salz und Pfeffer
- Für die Sauce:
- 40 Gramm Butter
- 40 Gramm Mehl
- 150 Milliliter Rinderbrühe
- 150 Milliliter Gemüsebrühe
- 150 Milliliter Sahne
- ein paar Spritzer Sojasoße
- einen Teelöffel mittelscharfen Senf
Zubereitung:
Zwiebeln fein würfeln und Knoblauch fein hacken. Zusammen mit Rinderhack, Schweinehack, Paniermehl, Ei, Milch, Salz und Pfeffer in einer Schüssel gut vermengen. Anschließend zu kleinen Bällchen formen. In eine Pfanne geben und gut anbraten. Danach für etwa 30 Minuten bei 180 Grad in den Ofen geben.
Für die Sauce Butter und Mehl in einen Topf geben und anschwitzen lassen. Die Rinder- und Gemüsebrühe bei mittlerer Hitze unter ständigem Rühren zugeben. Am Schluss kommen die Sahne, ein bisschen Sojasoße und Senf dazu.
Rezept Köttbullar von VisitSweden
Zutaten
(für 4 Personen)
- Für die Fleischbällchen:
- 2 EL Semmelbrösel
- 50 ml Sahne
- 1 Ei
- 1 EL Rinder-, Kalbs- oder Hühnerbrühe
- 1/2 fein gehackte gelbe Zwiebel
- 25 g Butter
- 500 g Hackfleisch halb und halb
- 1 TL frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
- etwa 1,5 TL Salz
- Butter zum Braten
- Für die Sauce:
- 250 ml Doppelrahm
- 1,5 TL dunkle Sojasoße
- 250 ml Rinderbrühe
- 25 g Butter
- 1 EL Maisstärke zum Andicken der Soße
- Salz und Pfeffer
- 2 EL Preiselbeer- oder Kirschmarmelade
Zubereitung:
Semmelbrösel, Sahne, Brühe und Ei gut verrühren und etwa fünf Minuten ruhen lassen. Zwiebel weich braten und unter die Masse heben. Anschließend das Hackfleisch, Salz und Pfeffer dazugeben und vermengen. Dabei den Teig nicht zu sehr verkneten, da die Fleischbällchen dann zu fest werden. Nun die Masse zu kleinen Bällchen formen und anschließend anbraten, bis sie goldbraun und durchgegart sind.
Sahne und Maisstärke vermischen und gemeinsam mit der Brühe und der Sojasoße in die Pfanne geben, in der die Fleischklößchen gebraten wurden. Gut verrühren und ein paar Minuten köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und ein bisschen Marmelade für die Süße abschmecken. Die Fleischklößchen in die Soße geben und kurz ziehen lassen.
Piffi Allkrydda
Für die perfekten Köttbullar braucht es eine ganz besondere Gewürzmischung, die von den Schweden „Piffi Allkrydda“ genannt wird. Diese besteht aus verschiedenen Kräutern. Im Schweden-Urlaub findet man die Gewürz-Mischung im Supermarkt. Online gibt es Varianten von verschiedenen Herstellern, unter anderem von Ankerkraut oder der Bergischen Gewürzmanufaktur.
Wer die Gewürz-Mischung selber machen will, braucht folgende Zutaten:
- 3 EL Salz
- 1 TL Paprika edelsüß
- 1/3 TL Chilipulver
- 1/3 TL Zwiebelpulver
- 1/3 TL Knoblauch gemahlen
- 1 Messerspitze geriebene Muskatnuss
- 1 Messerspitze Kardamompulver
- 1 Messerspitze gemahlene Nelken
- 1 TL Koriandersamen
5 kulinarische Feiertage in Schweden
Fettisdagen – Fetter Dienstag
Wann: Dienstag vor Beginn der Fastenzeit
Einst wurde am Tag vor dem Aschermittwoch noch einmal richtig gut gegessen, bevor die bis Ostern währende Fastenzeit begann. Heute wird am „Fetten Dienstag“ eine süße Spezialität verkauft: Semlor sind Hefeteilchen, die mit einer Mandelmasse und Sahne gefüllt sind. Der Teig wird mit Kardamom gewürzt.
Våffeldagen – Tag der Waffel
Wann: 25. März
Auch den beliebten schwedischen Waffeln ist ein Tag gewidmet. Jedes Jahr am 25. März wird die süße Spezialität gefeiert. Schwedische Waffeln sind etwas dünner als belgische Waffeln und werden traditionell mit Erdbeermarmelade und Sahne gegessen.
Köttbullens Dag – Tag der Fleischbällchen
Wann: 23. August
Jedes Jahr am 23. August wird dem nordischen Nationalgericht Köttbullar ein Denkmal gesetzt: am „Köttbullens Dag“, dem Tag der Fleischbällchen. Die kleinen Klopse gehören zu Schweden wie Karlsson vom Dach und Pipi Langstrumpf – und wurden dank IKEA zur weltweit bekannten kulinarischen Massenware.
Kanelbullens Dag – Zimtschnecken-Tag
Wann: 4. Oktober
Am 4. Oktober dreht sich in Schweden alles um Kanelbullar (Kanel = Zimt und bulle = Brötchen). Seit 1999 wird der Kanelbullens Dag gefeiert. Die schwedische Zimtschnecke ist ein Klassiker und fällt besonders durch ihren Teig auf. Auch hier sorgt Kardamom für den ganz besonderen Geschmack.
Pepparkakor Dag – Pfefferkuchen-Tag
Wann: 9. Dezember
Erst seit 2006 gibt es den Tag des Pfefferkuchens in Schweden. Pepparkakor sind kleine, hauchdünne und knusprige Lebkuchen, die seit dem Mittelalter in Schweden gebacken werden. Auch hier kommt eine Menge Ingwer und Kardamom zum Einsatz. Das süße Gebäck hat seine Hauptsaison im Winter: 75 Prozent aller Pepparkakor werden zwischen Oktober und Dezember verspeist.
Lesenswert:
Nimmersatt-Blog: Die große Köttbullar-Verwirrung
Süddeutsche Zeitung: Der Aufstieg des Fleischbällchens
Welt: Wer hat eigentlich Köttbullar erfunden?
♥ Weiterreisen
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Das mit Karlsson hab ich total vergessen. Wie toll. Danke für diesen tollen Text! Große Grüße
Ole