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Ein Bild, eine Geschichte: Massai-Hochzeit in Tansania

Die bleierne Müdigkeit der langen Anreise hat sich direkt hinter meinen Augen eingenistet. Das gleißende Licht des Tages lässt meinen trägen Blick auf die unendliche Weite der afrikanischen Steppe verschwimmen. Wie in Zeitlupe nimmt die Landschaft langsam Konturen an - und die Schönheit Tansanias im wilden Osten Afrikas erfasst mich mit voller Wucht.

Der Kilimanjaro versteckt sich. Die Massai sagen, das höchste Bergmassiv Afrikas sei weiblich, weil es sich meist verschämt hinter dichten Wolken verbirgt und die üppigen Gipfel nur selten zeigt, während sich der Mount Meru hinter mir in seiner vollen Pracht aufbaut. Kein Wunder, sagen die Massai, er ist ja auch ein Mann.

Mitten im Massai-Gebiet im Norden Tansanias wische ich mir die Anstrengungen der Anreise aus dem Gesicht. Wien-Zürich, Zürich-Dar es Salaam, Dar es Salaam-Kilimanjaro, dann noch zwei Stunden im Jeep. 36 Stunden später stehe ich im afrikanischen Niemandsland und staune über Gras in allen Grün- und Braunschattierungen, eine sanfte Hügellandschaft und Massai-Krieger in bunten Gewändern. Es ist, als würde man in ein Kaleidoskop sehen, in dem sich die Bilder jeden Moment zu einem neuen zusammensetzen.

Meine müden Glieder sehnen sich nach Weite, doch bevor ich nachrechnen kann, wann die Sonne auf der anderen Seite der Welt untergeht, kommt eine Frage um die Ecke: „Hast du Lust, uns auf eine Massai-Hochzeit zu begleiten?“ Christine Wallner sieht mich mit ihren blitzblauen Augen an und deutet auf einen schlammbespritzen Jeep. Eine Einladung zu einer Massai-Hochzeit, erklärt sie, ist eine besondere Ehre und normal nur Massai-Familien und deren Dorfgemeinschaft vorbehalten. Hier, am Fuße des Kilimanjaro, inmitten eines atemberaubenden Naturschutzgebietes, gibt es eine Ausnahme: DDr. Christine Wallner kam vor über zehn Jahren mit einer Idee hierher, die heute Realität ist: Sie baute eine Krankenstation, danach eine Schule und ein Waisenhaus. Seither wird sie „Mama Alama“ genannt, „die weiße Heilerin“, die unter den Massai auf einer ähnlich hohen Stufe steht wie ein Stammeshäuptling.

Als Gast von „Mama Alama“ stapfe ich eine halbe Stunde später über rissige Erde durch ein Massai-Dorf. Bunt gekleidete Massai wuseln herum, kochen, trinken, feiern, lachen, singen, tanzen und winken mir freundlich zu, der fremden Weißen, die ihre Müdigkeit vergisst, als die ersten afrikanischen Lieder ertönen. Die Stimmung ist ausgelassen, zumindest bei den Männern; die Frauen halten sich im Hintergrund. Die Braut ist klein und dünn, ihr Haar raspelkurz, die Zähne schief. Sie ist 17, übersetzt Christine Wallner, wirkt aber wie 35, ein bisschen verlebt, die mangelnde medizinische Versorgung ist erkennbar. Wege sind weit im Norden Tansanias, sagt Christine Wallner, manche Massai gehen drei Tage zu Fuß, bis sie bei ihrer Krankenstation ankommen.

Die Braut trägt ihr schönstes Gewand, steht neben ihrer Mutter und der neuen Schwiegermutter. Ihre Miene verrät nicht, was sie denkt. Bei den Massai, erklärt Christine Wallner, steht die Braut bei der Hochzeit an unterster Stelle. Ihre Aufgaben liegen woanders. Zuerst zieht sie in die Hütte der Mutter ihres zukünftigen Bräutigams. Hier wird sie wochenlang in ihre Pflichten eingewiesen, dann errichtet sie eine neue Hütte für sich und ihren Mann. Erst dann wird geheiratet.

Die Welt ist eine andere in diesem Dorf mit dem rissigen Boden, auf dem die Männer jetzt alles für den Festschmaus herrichten und uns breit grinsend bitten, ein paar Tänze mit ihnen zu machen; die „weiße Heilerin“ wird hier hoch geschätzt und schwingt lachend ihre Hüften im Kreise der stolzen Massai-Krieger. Alltag für Christine Wallner, die schon auf mehreren Massai-Hochzeiten tanzte und das Leben der Menschen hier begleitet, wie es wirklich ist.

Deshalb bin ich hier. Neben ihren medizinischen und sozialen Projekten will „Mama Alama“ Besuchern auch zeigen, wie sie Land und Leute auf authentische Weise kennenlernen und dabei auch Gutes tun können. Wer Urlaub in der „Africa Amini Maasai Lodge“ macht, taucht wirklich ein in diese fremde Welt voller Farben und Formen, die so stark von der Kultur der Massai geprägt ist.

Nach einer halben Stunde entscheiden wir uns, die Massai unter sich zu lassen. Wir gehen über den rissigen Boden zum Jeep, es beginnt zu dämmern. Als ich mich nochmal umdrehe und mit ein bisschen Abstand zurückblicke, taucht die sinkende Abendsonne die Hochzeitsszene in satt-rote Farben und lässt das Massai-Dorf wie ein Portrait wirken, das in üppigen Ölfarben gemalt wurde.

Die Sonne legt sich müde über das Land am anderen Ende der Welt und ich packe die Erinnerung vorsichtig in meine Tasche.

 


Offenlegung & Infos

Die Initiative „Africa Amini Alama“ hat mich eingeladen, ihre sozialen und medizinischen Projekte in Tansania zu besuchen und den sanften Tourismus von „Africa Amini Life“ kennenzulernen; von der SWISS habe ich den Flug zur Verfügung gestellt bekommen. Meine Reportage wurde in der Zeitschrift miss veröffentlicht.

Weil mir das Projekt sehr am Herzen liegt und die Woche in Tansania mich unfassbar geprägt hat, lege ich jedem ans Herz, sich die Projekte mal genauer anzuschauen. Wer überlegt, eine Patenschaft zu übernehmen oder Geld an eine Organisation zu spenden, ist bei „Africa Amini Alama“  sehr gut aufgehoben – davon konnte ich mich vor Ort überzeugen.

(Werbung, unbezahlt / Pressereise / Ortsnennung und Verlinkung)

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Ein Bild, eine Geschichte: Massai-Hochzeit in Tansania

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