Die Kelten, die Römer, die Langobarden, die Karolinger, die Österreicher: Sie alle waren in Brescia. Zwischen Mailand und Verona in der Lombardei gelegen, punktet die 200.000-Seelen-Stadt mit Geschichte und Geschichten, die sich einem völlig unerwartet offenbaren. Kein Wunder, dass Brescia zur Italienischen Kulturhauptstadt 2023 ernannt wurde.
Italienische Kulturhauptstadt 2023: Die 10 wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Brescia ♥ Lesezeit: 6 Minuten
#1 Sehenswürdigkeiten in Brescia: Via dei Musei
Die Via dei Musei – die Museumsstraße – ist die wichtigste Straße in Brescia. Sie vereint eine Vielzahl von Denkmälern, historischen Bauten und Museen auf einem Weg von etwa 800 Metern. Einst war die Straße eine römische Magistrale: ein antiker Hauptverkehrsweg. Heute reihen sich Sehenswürdigkeiten wie das „Museo Santa Giulia“, der Tempio Capitolino oder der Palazzo Martinengo Cesaresco Novarino aneinander.
Im Jahr 2011 wurde Brescia mit seinem Archäologischen Park aus römischer Zeit in das Welterbe der Menschheit aufgenommen. Die UNESCO-Welterbestätte umfasst das gesamte archäologische Areal mit Piazza del Foro, dem Capitolium, dem Heiligtum aus republikanischer Zeit, dem antiken Theater, der römischen Basilika und dem monumentalen Komplex San Salvatore – Santa Giulia.
#2 Highlight in Brescia: Museo di Santa Giulia
Das kulturelle Highlight und ein Ort von kunsthistorischer Bedeutung ist der ehemalige Klosterkomplex „Museo di Santa Giulia“. Auf über 14.000 m2 taucht man in unterschiedliche Epochen ein, spaziert zwischen Kirchen, Hallen, Häusern und Gärten und staunt über historische Überbleibsel, die bis in die Bronze- und Eisenzeit zurückreichen. Immer wieder geht es auch nach unten oder tun sich Räume auf, denn neben Ausgrabungen gibt es auch Wasserläufe und historische Bewässerungskanäle.
Unter dem ehemaligen Klostergarten bestaunt man Bodenmosaike, Wandmalereien und Fresken und sieht komplette römische Wohnungen. Weil viele der archäologischen Funde mit Bienenwachs und Olivenöl poliert wurden, um die Oberflächen glänzender zu machen, muss der Staub, den man von der Straße mit herunterbringt, erst mal sacken. Deshalb müssen Besucher drei Minuten warten, ehe sie die Ausgrabungen besichtigen dürfen. Dann hat sich der Staub gelegt und man schlendert durch die Relikte einer Geschichte, die ab 89 v. Chr. im Römischen Reich startete. Das schönste Schmuckstück in Brescia trägt 212 antike und wiederverarbeitete Gemmen: Das „Kreuz des Desiderius“ wurde dem Kloster San Salvatore und Santa Giulia im 8. Jahrhundert von dem langobardischen König Desiderius geschenkt.
#3 Sehenswürdigkeiten in Brescia: Piazza del Foro
Brescia ist bekannt für mehrere historische Plätze. Der bekannteste befindet sich auch in der Via die Musei: Der Piazza del Foro war ein wichtiger politischer Begegnungsort und Handelsplatz. Seine Geschichte reicht bis ins erste Jahrhundert v. Chr. zurück. Hier thronen noch heute die Überreste des Kapitolinischen Tempels und des Römischen Theaters.
Der Piazza del Foro hat eine rechteckige Form. Auf dem historischen Platz kreuzen sich der alte Decumanus, die Straße, welche die Stadt von Ost nach West teilte, und der Cardo, der sie von Nord nach Süd durchzog.
#4 Highlight in Brescia: Capitolium
Am Piazza del Foro liegt das römische Capitolium. Der von Kaiser Vespasian 73 n. Chr. erbaute Tempel befand sich zu Zeiten der römischen Herrschaft mitten im wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Zentrum des antiken Brixia und war von einem großen Theater und dem Marktplatz umgeben. Der Kapitolinische Tempel war für den Kult von Jupiter, Juno und Minerva bestimmt, den drei kapitolinischen Gottheiten. Im Mittelalter wurde das Capitolium unter Erdrutschen und Schutt begraben, die vom darüberliegenden Cidnéo-Hügel herabfielen, und verfiel zu einer Ruine.
Ab 1823 stieß man auf Überreste des Tempels, die langsam rekonstruiert wurden. So wurde unter anderem das Weiß des ursprünglichen Marmors mit rosafarbenen Steinen gemischt, die im Laufe der Restaurierungsarbeiten hinzugefügt wurden. Seit 2013 ist das Gelände für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. In drei beeindruckend hohen Räumen kann man den ursprünglichen Marmorboden besichtigen, die Altare sowie Reste einiger Statuen. Seit 2014 kann man auch das Teatro Romano neben der Ausgrabungsstätte des Capitoliums besichtigen. Viele Jahre war das antike römische Theater nicht zugänglich, das einst bis zu 15.000 Besucher fasste.
#5 Sehenswürdigkeiten in Brescia: Teatro Grande
Eines der bedeutendsten Theater in Italien ist das „Teatro Grande“ in Brescia. Es steht noch heute an demselben Ort, an dem 1664 das erste öffentliche Theater von Brescia eröffnete. Der Zuschauerraum entstand 1810 nach einem Entwurf des Architekten Luigi Canonica. Er bezaubert mit einem neoklassischen Saal, in dem es zahlreiche Fresken, Stuck und Vergoldungen zu sehen gibt.
Noch heute erzählt man sich gerne die Geschichte über die Entstehung des Namens. Als das Teatro Grande umgebaut wurde und Napoleon sich ansagte, wollte man es „Il Grande Teatro“ nennen, eine Hommage an den Namen „Napoleon, der Große“ – „Il Grande“. Der Kleine (er war ja nur 1,68 Meter groß!) erschien aber nicht – und die Stadt konterte damit, das „Il“ aus dem Namen zu streichen. So wurde aus dem „Theater des Großen“ ironischerweise „Das große Theater“.
#6 Highlight in Brescia: Piazza della Loggia
Die Piazza della Loggia ist dank prächtiger Renaissance-Gebäude der schönste Platz der Stadt und entstand ab dem Jahre 1433. Der Platz weist Einflüsse aus der Renaissance und der venezianischen Zeit auf. Besonders imposant sind der Torre dell’Orologio, der wegen seiner Turmuhr aus dem Jahr 1546 so genannt wird, und die Laubengänge, wo viele Läden untergebracht sind haben.
Der Palazzo della Loggia ist das Herzstück. Er wurde 1574 fertiggestellt und im Laufe der Zeit zum Sitz der Stadtverwaltung. Heute befinden sich hier das Rathaus und die Gemeindeverwaltung. Der Palazzo besteht im Erdgeschoß aus einem großen Säulengang, der in neun Bogenfelder mit Kreuzgewölben auf Säulen unterteilt ist. Ins Innere gelangt man durch ein majestätisches Portal.
#7 Sehenswürdigkeiten in Brescia: Piazza Paulo VI
Brescia hat nicht nur mehrere historische Plätze, die Stadt ist auch bekannt für ihren Platz mit zwei Kathedralen. Auf der Piazza Paolo VI. – einst bekannt als Piazza Duomo, also Domplatz – aus dem Mittelalter thronen nämlich der Alte Dom und der Neue Dom friedlich nebeneinander.
Der Alte Dom entstand vermutlich im 11. Jahrhundert errichtet. Wegen der runden Form wird der Kirchenbau auch als „Rotonda“ bezeichnet. Im Inneren der Kirche mit ihrer fünfschiffen Krypta kann man verschiedene Grabmäler und Gemälde unterschiedlicher Meister bewundern. In der Mitte des Platzes steht der Neue Dom – auch bekannt unter dem Namen Sommerkathedrale von Santa Maria Assunta. Er entstand ab 1604 erbaut und war 1825 beendet. Mit seiner Barockfassade aus Botticino-Marmor ist er besonders beeindruckend.
#8 Highlight in Brescia: Burg von Brescia
Die Burg von Brescia liegt auf dem Cidneo-Hügel und gilt als das heimliche Wahrzeichen der Stadt. Wegen der Lage leicht erhöht über der Stadt wurde die Festungsanlage zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert erbaut. Heute kommen viele Brescianern hierher, um in der Natur zu entspannen, denn es gibt viele Grünflächen und Freiraum. Der Weg nach oben dauert vom Stadtzentrum gerade mal 15 Minuten und führt über schmale Gassen.
In der Burg gibt es mehrere Überraschungen. So befindet sich hier die erste Volkssternwarte Italiens. Unter der Kuppel mit einem Durchmesser von drei Metern gibt es Projektionen des Planetariums, in einem darunterliegenden Raum ist alles für die Sonnenbeobachtung ausgelegt. Außerdem beherbergt die Burg von Brescia das Waffenmuseum Luigi Marzoli mit einer der europaweit umfangreichsten Sammlungen von Waffen und alten Rüstungen und das erste Beispiel eines Eisenbahndenkmals in Italien: eine Lokomotive, die früher auf der Bahnstrecke Brescia-Edolo fuhr und heute auf dem Burgplatz in Brescia aufgestellt ist.
#9 Sehenswürdigkeiten in Brescia: Piazza della Vittoria
Ein Gegenstück zu Piazza Paulo VI, Piazza del Foro und Piazza della Loggia ist der Piazza della Vittoria. Dieser entstand nämlich unter dem Einfluss von Mussolini. Er wurde zwischen 1927 und 1932 von dem Architekten und Stadtplaner Marcello Piacentini erbaut.
Dafür ließ er eines Teils des mittelalterlichen historischen Zentrums abreißen. Denn das Ziel der faschistischen Ideologie in der Nachkriegszeit war es, repräsentativen Elemente zu ersetzen. Der Platz ist l-förmig und wird vom Torrione INA di Marcello Piacentini überragt, ein wuchtiges Gebäude aus der Zeit von Mussolini. Mit 15 Stockwerken und einer Höhe von 57,25 Metern handelt es sich um den ersten in Italien gebauten Wolkenkratzer.
#10 Sehenswürdigkeiten in Brescia: Biblioteca Queriniana
Die wichtigste und renommierteste Bibliothek in Brescia ist die „Biblioteca Queriniana“. Ihren Namen erhielt sie von dem Bischof Angelo Maria Querini, der sie zwischen 1746 und 1749 im Komplex des Bischofspalastes von Brescia errichten ließ und ihr etwa 1.500 Bände aus seiner Privatsammlung schenkte.
Seit damals wird die Biblioteca Queriniana ständig erweitert. Heute finden sich hier mehr als 500.000 Werke, darunter 1.158 Inkunabeln, 8.386 Frühdrucke und 10.000 Handschriften. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk schwer beschädigt, jedoch wiederaufgebaut und als moderne Bibliothek konzipiert. Die Biblioteca Queriniana ist gesetzlich für die Hinterlegung des dritten Exemplars jeder in der Provinz Brescia gedruckten oder veröffentlichten Publikation zuständig.
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Offenlegung
Die ENIT Italia hat mich eingeladen, nach Brescia zu reisen. Dieser Artikel erschien in gekürzter Fassung in der Zeitschrift miss.