Die Kärntner Nockberge zeigen sich von ihrer schönsten Seite, wenn man sie im Schnee erkundet. Beim Schneeschuhwandern in der Berglandschaft über Bad Kleinkirchheim verändert die Welt ihr Aussehen, wenn in der magisch-weißen Kulisse nichts zu hören ist außer dem Knirschen des Schnees und dem Stapfen der Schuhe. Jeder Schritt führt zu einem neuen Bilderbuchmoment – und am Ende zu einer zünftigen Kärntner Hüttengaudi.
Winterzauber in Kärnten: Schneeschuhwandern in Bad Kleinkirchheim ♥ Lesezeit: 6 Minuten
Der Schnee knirscht beim ersten Schritt und legt sich wie eine zarte Puderschicht über den Schneeschuh, in dem ich noch etwas ungelenk stehe. Der zweite Schritt fällt leichter, der dritte wirkt fast normal. Es dauert nur wenige Minuten, bis das Gehen auf Schneeschuhen sich richtig anfühlt; ebenso lange dauert es, die Skifahrer an der Liftstation hinter sich zu lassen und einem schmalen Pfad in den Wald zu folgen.
Mit jedem Schritt wird die Welt stiller – und ganz plötzlich, als hätte jemand die Lautstärke heruntergedreht, stehe ich mitten im Wald auf einer Lichtung auf glitzerndem Schnee und habe das Gefühl, eine Zeitreise gemacht zu haben, auf einen Berg von anno dazumal, auf dem nicht wenige Meter entfernt Hunderte Skifahrer die Piste runtersausen, sondern wo alles ursprünglich, ehrlich und echt ist und nichts zählt als die Gesetze der Natur auf einem üppig beschneiten Berg in den Kärntner Nockbergen.
Schneeschuhwandern in Bad Kleinkirchheim: Die magische Landschaft der Nockberge
„Schneeschuhwandern kann jeder“, erklären Wolfgang und Gerhard von der Ski- und Sportschule Krainer in Bad Kleinkirchheim, als wir uns im Tal treffen, um gemeinsam zur Tour „Gourmet im Schnee“ aufzubrechen. „Egal mit welchem Fitnessniveau, egal mit welchen Vorkenntnissen.“ Was vor Jahrhunderten erfunden wurde, damit die Menschen im unerschlossenen Gelände auf Schnee gehen konnten, hat sich heute zu einer Trendsportart entwickelt. Schneeschuhe verteilen das Gewicht der Person über eine größere Fläche. Dadurch versinken die Füße weniger im Schnee und man kann auch gut im Tiefschnee gehen.
Das ist unser Ziel für diese Tour. Durch eine Schneelandschaft wandern, die unberührt ist, einsam und still. Über die magische Landschaft der Nockberge staunen, im Schnee versinken und jeden Muskel spüren, bis wir das Ziel erreichen. Denn beim Schneeschuhwandern in Bad Kleinkirchheim gilt das Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Oder in unserem Fall: Erst Schnee, dann Gourmet.
Startpunkt ist in Bad Kleinkirchheim, ein Ort übrigens, der im letzten Jahrhundert eine rasante Entwicklung hingelegt hat. Die Gemeinde gehört heute sowohl im Sommer, als auch im Winter zu den zwanzig meistbesuchten Fremdenverkehrsorten Österreichs, war aber Mitte des 20. Jahrhunderts vorwiegend bäuerlich geprägt. Am bekanntesten ist Bad Kleinkirchheim als Kurort und Erholungsgebiet. Laut einer Sage kam schon im 11. Jahrhundert der erste Kurgast hierher. Heute gibt es zwei beliebte Thermen im Ort, die von Wintersportlern nach dem Pistenspaß gerne angesteuert werden. Winterwellness ist ein großes Thema, das nur von einem anderen überflügelt wird: der magischen Welt der Kärntner Nockberge.
Schneeschuhwandern in Bad Kleinkirchheim: Gourmet im Schnee
Wolfgang und Gerhard verteilen die Ausrüstung, dann startet das Projekt „Gourmet im Schnee“. Mit dem Sessellift der Maibrunnbahn geht es auf den Berg, von 1.024 Meter in Bad Kleinkirchheim auf 1.760 Meter in nur zwölf Minuten. Die beiden Alpin-Profis erklären die Schneeschuhe, helfen beim Befestigen, sprechen über die Route. „Wir gehen diesen Weg entlang, dann hoch über den Berg und wieder runter zur Feldpannalm bis zur Klamerhütte“. Knapp fünf Kilometer lang ist die Strecke, rund 300 Höhenmeter sind zu bewältigen. „Und ihr werdet sehen: Wir gehen nur ein paar Minuten, dann hört ihr nichts mehr von dem Trubel hier“, ergänzt Wolfgang und deutet auf die Skifahrer und Snowboarder, die im Sekundentakt vom Sessellift ausgespuckt werden.
Nationalpark Nockberge
Es stimmt. Es dauert nur wenige Schritte auf dem schmalen Weg, bis die Geräusche gedämmt werden und die bunten Skianzüge nicht mehr zu sehen sind. Der Weg führt anfangs sanft einen Hügel hinauf. Nach einer Viertelstunde eröffnet sich bereits das Bergpanorma der Nockberge wie eine Bilderbuchkulisse. Zeit zu verschnaufen und die Gipfel zu bestaunen. „Der höchste Punkt der Gemeinde ist der Gipfel des Klomnocks mit 2.331 Metern“, erklärt Wolfgang. Die zerklüfteten, schneebedeckten Berge gehören zum Nationalpark Nockberge. Steht man hier oben, sieht man sogar bis Slowenien.
Es geht weiter nach oben, der Weg wird schmaler und endet im schneeweißen Nirgendwo. „Jetzt kann jeder seine eigene Spur gehen“, sagt Gerhard und deutet auf eine endlos, unberührte Schneedecke, die nur uns gehört. Hier oben liegt rund ein Meter Schnee, und wir Schneeschuhwanderer dürfen jetzt das ausprobieren, wovon wir bisher nur gehört haben: im Tiefschnee wandern! Die ersten Schritte scheinen ungewohnt, der Schnee hat ein erstaunlich großes Gewicht auf den breiten Schuhen. Es macht Spaß, in den tiefen Schnee einzutauchen und eine Spur zu ziehen, die vorher noch nicht da war; als würde man etwas von sich selbst hinterlassen, das sagt: „Ich war da!“
Schneeschuhwandern in Bad Kleinkirchheim: Von Gipfel zu Gipfel
Wir wandern, wir schnaufen, wir staunen. Immer wieder bleiben wir stehen und lernen etwas über die Berglandschaft. Bad Kleinkirchheim liegt in einem Tal, das umgeben ist von Gipfeln. Wolfgang und Gerhard deuten nach links, nach rechts, werfen mit Namen um sich. Sie kennen die Berge wie ihre Westentasche und machen die Schneeschuhwanderung zur spannenden Geografiestunde: Südlich des Bad Kleinkirchheimer Tals befinden sich die Kaiserburg auf 2.055 Meter, dahinter der Wöllaner Nock auf 2.145 Meter, der Strohsack auf 1.904 Meter und eben der höchste Gipfel des Klomnock.
Gegenüber ist das Seitental umschlossen vom Priedröf auf 1.963 Meter, vom Wiesernock auf 1.969 Meter, der Scharte auf 1.800 Meter, dem Spitzegg auf 1.919 Meter, der Brunnachhöhe auf 1.976 Meter und dem Mallnock auf 2.215 Meter. Die Bergkette schließt sich im Osten vom Klomnock über den Steinnock auf 2.144 Meter, dem Falkert auf 2.308 Meter, der Moschelitzen auf 2.305 Meter und der Totelitzen auf 1.990 Meter.
Zu viel Name-Dropping? Kein Problem, das wichtigste, das sich die Teilnehmer der Tour „Gourmet im Schnee“ merken müssen, sind zwei Namen: die Feldpannalm, die wir nun erreichen und durchwandern – und final die Klamerhütte, auf der wir unsere müden Glieder aussruhen werden. Die Klamerhütte – unter Einheimischen bekannt als Kohlweisshütte – liegt im Talkessel der Feldpannalm oberhalb von Feld am See auf 1.508 Meter Seehöhe. Noch liegt ein gutes Stück Weg vor uns, der Anstieg wäre aber endlich geschafft. Der Rest der Tour führt abwärts bis ans Ziel.
Schneeschuhwandern in Bad Kleinkirchheim: Zeit lassen
Die Muskeln melden sich, wir bleiben immer wieder stehen. Schneeschuhwandern ist ein Sport, den wirklich jeder machen kann, allerdings kann es richtig anstrengend werden. Gerhard motiviert immer wieder, sich Zeit zu lassen. „Nur wenn man stehen bleibt, kommt man wieder zu Atem“, sagt er. Und fügt erklärend hinzu, dass die Touren genau deshalb immer zu zweit geführt werden. „Es gibt immer Leute, die schnell auf den Berg wollen. Und welche, die da nicht mithalten können. Deshalb geht einer von uns am Anfang und der andere am Ende. So kann wirklich jeder in seinem Tempo gehen, ohne Angst zu haben, die Gruppe aufzuhalten und zu langsam zu sein“.
Es ist das Innehalten, das unterwegs am schönsten ist. Die Welt hier oben wirkt, als würde die Zeit langsamer vergehen, als wären die Geräusche gedämmt. Beinahe so, als würde der Schnee bewusst alles umhüllen, verzaubern, verlangsamen, damit wirklich jeder stehenbleibt und seine Pracht bestaunt. Und dabei erkennt, dass Kärntens verschneite Nockberge ein magisches Wintermärchen sind, das man wenigstens einmal erlebt haben muss.
Manchmal bleibt die Luft weg, manchmal raubt die Kälte einem den Atem, manchmal knacksen die Knochen und meckern die Muskeln. Bei aller Anstrengung bleibt aber immer der Blick nach vorne, auf den in der Sonne glitzernden Schnee, auf die Berggipfel, auf die weiß überzuckerten Holzhütten für die Wildtiere. Und genau dann, wenn sich der leise Gedanke in den Kopf schleicht, dass jetzt etwas Kaltes zu trinken oder ein zweites Frühstück super wäre, deuten Wolfgang und Gerhard nach unten: „Man kann sie schon sehen, die Klamerhütte!“
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Schneeschuhwandern in Bad Kleinkirchheim: Frigga, Reindling, Brettljausn
Senner Klaus Kohlweiss steht dann auch schon vor der Hütte und winkt breit grinsend denn leicht schwächelnden Schneeschuhwanderern zu. Das zweite Frühstück brät längst vor ihm in einer riesigen Pfanne: Frigga, ein typisches Frühstück, das aus dem Alpe-Adria Raum stammt. Traditionell wurde das Speck-Käse-Omelett von Holzfällern in einer Pfanne über offenem Feuer hergestellt, auf der Klamerhütte macht man es genauso.
Frigga wird entweder auf Polenta serviert oder direkt aus der Pfanne mit Brot gegessen; Senner Klaus Kohlweiss serviert uns seine Frigga auf frischem Bauerbrot. Der Käse kommt übrigens aus der eigenen Produktion, wie wir bei einer Sennereiführung lernen. Hier kann man Hartkäse, Schnittkäse, Käse mit Rotschmiere, Käse in Öl und Kräutern eingelegt, Butter, Topfen, Joghurt und Aufstriche verkosten und auch kaufen.
Das mit dem Kosten passiert schneller, als wir ahnen. Noch als wir die Frigga essen, scherzt Klaus: „Ihr müsst jetzt 30 Minuten ohne Essen aushalten bei der Sennereiführung. Dann geht es aber weiter!“ Und richtig: Als wir die Hütte betreten, ist der Tisch in der rustikalen Hütte üppig gedeckt: Hauseigener Käse und Speck liegen neben knusprigem Bauernbrot und frischer Bauernbutter, dazu gibt es Kärntner Bier und naturtrüben Apfelsaft. Und zum Schluss natürlich einen Zirbenschnaps, weil: „A Zirbener geht immer!“ Und wieder scherzt Klaus: „Jetzt seid ihr dann wieder 30 Minuten ohne Essen!“
Schneeschuhwandern in Bad Kleinkirchheim: Kärntner Kulinarik
Ein paar Minuten hinaus in die Sonne, in den Schnee, in die würzige Luft. Die Stille genießen, die Glieder strecken. Und dann? Weiteressen, was sonst? Immerhin ist unsere Mission ja „Gourmet im Schnee“! Was jetzt neben heißem Kaffee auf dem Tisch landet, ist eine Spezialität aus der Region, die es nur in Teilen Mittelkärntens gibt: Reindling mit gefüllter Butter. Den Kärntner Reindling kennt man ja, die Version mit gefüllter Butter ist aber eine ganz Besondere.
Früher, erklärt Senner Klaus, hatte man auf den Berghütten nur eine geringe Auswahl an Lebensmitteln. Butter war das eine, Mohn das andere. Daraus wurde eine Art Mohnbutter kreiert, die man auf den Reindling schmierte. Heute isst man den Reindling mit gefüllter Butter traditionell nur zu Ostern und zu Beerdigungen; für die Schneeschuhwanderer, für die die Klamerhütte exklusiv die Türen öffnet, macht Klaus aber immer eine Ausnahme.
Rodeln ins Tal
Alle sind satt, alle sind glücklich – und alle sind bereit für den krönenden Abschluss der Tour. Wandern muss jetzt niemand mehr, ganz im Gegenteil: Zurück geht es auf Rodeln hinunter ins Tal. Es dauert rund 30 Minuten, bis alle auf ihren Rodeln den Weg hinab sausen. „Wer bremst, verliert!“ wird gerufen und gescherzt, der Wind pfeift um die Ohren und die Landschaft verändert wieder ihr Gesicht, wenn man sie in schnellem Tempo bergab von einer völlig anderen Seite sieht. Ein Märchenland in Weiß, das jetzt rasch an einem vorbeizieht, aber seine Schönheit nie verliert, hier oben in den Kärntner Nockbergen, wo die Welt und seine Bewohner einen so begrüßen, wie sie scheinbar immer waren: ehrlich und echt, ursprünglich und herzlich.
♥ Offenlegung
Dieser Artikel entstand in einer bezahlten Zusammenarbeit mit Kärnten – It’s my Life. Meine Meinung ist aber völlig unvoreingenommen und stets meine eigene.
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