Einst bekannt als „Ende der Welt“ und Standort für Industrie und Güterverkehr, entwickelte sich Camden Town im Norden von London in den 1970er-Jahren zum alternativen Szenebezirk und Hotspot des britischen Pop. Heute kommen pro Woche eine halbe Million Menschen, um das schillernde Flair der Camden Markets zu erleben. Fashion und Food, Punk und Pop, Vintage und Vinyl: In Camden Town ist alles drin.
Highlights Camden Town: 10 Tipps für das bunte Viertel im Norden von London ♥ Lesezeit: 8 Minuten
Als die Römer einst nach London kamen und im Norden durch das heutige Gebiet von Camden Town streiften, waren sie überzeugt davon, dass die Stadt hier zu enden schien. Das Viertel war verlassen und lag fernab der damaligen Wohngebiete Londons. Lange hielt sich deshalb der Name „Ende der Welt“ für Camden Town. Noch heute erinnert das Pub „The World’s End“ daran.
#1 Die Geschichte von Camden Town
Es dauerte, bis der Norden Londons erschlossen wurde. In den 1790er Jahren war es der Earl of Camden, der das Gebiet zum Leben erwecken wollte. Ein Parlamentsbeschluss aus dem Jahr 1788 ermächtigte ihn, das Land östlich der heutigen Camden High Street zu erschließen. Was folgte, war ein Aufschwung für Industrie und Güterverkehr. Da das Stadtviertel eine gute Anbindung an die Kanäle von London hatte, reisten viele Waren über den Wasserweg. Im 19. Jahrhundert sorgte die industrielle Revolution für noch mehr Erfolg: 1837 wurde Camden die Endhaltestelle der North Western Railway. Rund 250.000 Arbeitspferde transportierten Waren auf den Gleisen.
Das sorgte für einen Boom des Viertels, verärgerte aber auch die Anwohner. Viele Besitzer der Herrenresidenzen von Camden Town verließen die Gegend – und ihre Häuser wurden zu Unterkünften für irische und italienische Einwanderer. Camden erhielt deshalb den Kosenamen „Eingang der Handwerker zur Hauptstadt“ . Mit den aufkommenden Änderungen im Transportwesen änderte sich erneut einiges. Camden Town war nicht mehr gefragt – und das Stadtviertel wurde sich selbst überlassen. Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts galt Camden Town als unmoderner Ort.
#2 Die Geschichte der Camden Markets
Es dauerte bis in die 1970er-Jahre, dass Camden Town aus seinem Dornröschenschlaf erwachte. Damals hatten drei Männer die Idee, die Gegend um Camden Lock in einen Kunsthandwerksmarkt umzuwandeln. Sie erhielten das Recht, einige der Grundstücke zu pachten – und der Rest ist Geschichte. Die heutigen Camden Markets fanden ihren Anfang im Jahr 1973 in der ehemaligen Dingwall-Fabrik für Verpackungskisten in Camden Lock. Mehr und mehr Marktstände siedelten sich im Laufe der Zeit an und füllen seither zahlreiche offenen Flächen und überdachten Grundstücke in der Nähe. Das zog insbesondere die alternative Szene an. Punks, Gothics und Skinheads entdeckten Camden Town für sich.
Die Camden Markes sind heute eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Londons. Das Gebiet besteht aus mehreren Märkten, die alle miteinander verwoben sind. Egal ob Mode oder Foodstände, Tattoo-Shops oder Vinyl-Läden, Vintage oder Antiquitäten: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Im Fokus stand und steht auch Musik: Camden Town war und ist eine der angesagtesten Gegenden für Live-Musik und das Herz des britischen Pop. Pink Floyd, The Doors, Blur, Amy Winehouse: Sie alle waren hier – und sie alle prägten den Szenebezirk in Nord-London.
#3 Highlights Camden Town: Camden High Street
Das Herzs von Camden Town ist die Camden High Street, die von der U-Bahn-Station „Camden Town“ in Richtung Norden bis zur Eisenbahnbrücke mit dem Schriftzug „Camden Lock“ führt. Bunter geht es nicht: Nicht nur die einzelnen Shops sind farbenfroh gestaltet, auch die Hausfassaden sind dem schillernden Flair angepasst. Typisch sind Goth- und Punk-Kleidung, Piercing- und Tattoo-Studios und Läden mit Doc Martins. Auch der Blick auf den Asphalt lohnt sich. Seit 2019 gibt es den „Music Walk of Fame“, der berühmten Musikern ein Denkmal setzt. Auf beiden Straßenseiten der Camden High Street wurden Bodenplaketten für Künstler wie David Bowie, The Who oder Amy Winehouse erschaffen.
#4 Highlights Camden Town: Inverness Market
In einer kleinen Seitenstraße der Camden High Street liegt im Südwesten des Areals die Inverness Street, die den „Inverness Market“ beherbergt. Der Markt entstand um das Jahr 1900, um die Bewohner der Gegend mit Obst und Gemüse zu versorgen. Das hielt bis etwa 2010 an. Mit dem Aufstieg der Supermarktketten wurden allerdings zahlreiche Verkaufsstände geschlossen und neue kamen hinzu. Heute dreht sich neben Lebensmitteln alles um Kleidung, Souvenirs und Essen, aber auch um Pubs. Je weiter man die Inverness Street entlangschlendert, desto mehr Bars und Pubs kommen in Sicht.
#5 Highlights Camden Town: Camden Buck Street Market
Fast gegenüber der Inverness Street befindet sich der „Camden Buck Street Market“ in der Buck Street. Früher gab es in diesem Bereich viele kleine Stände, vorwiegend mit günstigen Textilien. Heute ist der Buck Street Market eine Art Container-Dorf. Erst 2020 wurden aus 88 recycelten Schiffscontainern ein Markt errichtet, auf dem heute rund 80 öko-freundliche Foodstände und alternativen Shops ansässig sind. Der dreistöckige Bau wurde vom Architekten Eric Reynolds entworfen und enthält angeblich kein Plastik. Auch die Köche und Einzelhändler nutzen keinerlei Plastikverpackungen.
#6 Highlights Camden Town: Camden Lock Market
Geht man auf der Camden High Street weiter Richtung Norden, erreicht man den Regent’s Canal. Der Kanal wurde in den 1870er-Jahren gebaut und ist heute das Herz des „Camden Lock Market“, einem der bekanntesten Märkte in Camden Town. Er wurde im Jahr 1974 gegründet, 1991 wurde eine neue Markthalle eröffnet. Direkt am Kanal reihen sich Street-Food Stände wie Perlen aneinander. Das Angebot ist international: Essen aus aller Welt wird an den hippen Ständen zubereitet. Der Markt ist auf zwei Ebenen aufgeteilt. Neben dem breiten Kulinarikangebot gibt es Kleidung, Vintage- und Second Hand-Mode, Bücher, Spiele und Schmuck zu kaufen.
#7 Highlights Camden Town: Camden Stables Market
Nördlich des Camden Lock Markets ist der „Camden Stables Market“ das perfekte Ziel für Shopping. Dieser Markt hat die größte Fläche von allen Teilbereichen der Camden Markets. In den alten viktorianischen Pferdeställen von einst verbergen sich heute rund 500 Geschäfte in einem Gassen-Labyrinth zwischen Backsteinmauern. Im Zentrum steht vor allem verrückte Mode, Vintage-Kleidung, Schuhe, Accessoires, Vinyl-Schallplatten, Haushaltswaren und Einrichtungsgegenstände. Außerdem gibt es zahlreiche Essenstände mit Spezialitäten aus der ganzen Welt. Musikfans sollten nach der Statue von Amy Winehouse Ausschau halten. Die Sängerin lebte in Camden Town. Deshalb zieren mehrere Streetart-Gemälde die Mauern des Stadtviertels.
#8 Highlights Camden Town: Electric Ballroom Market
Wer eine ausgefallene Location sehen möchte, sollte den legendären „Electric Ballroom Market“ in der Camden High Street 184 aufsuchen. In den Räumlichkeiten eines Clubs aus den 1930er Jahren findet an zwei Tagen in der Woche ein Markt im Club-Ambiente statt. Am Wochenende gibt es verschiedene Musikveranstaltungen. Im Electric Ballroom sind Künstler und Bands wie Madness, Iggy Pop, U2, The Smiths, Joy Division, The Clash, The Red Hot Chili Peppers, Prince und Public Enemy aufgetreten. Es gibt zwei Tanzflächen und vier Bars. Der Markt ist eine Fundgrube für alle, die Musik und Filme lieben.
#9 Kulinarik-Highlight: Secret Food Tour
Die Camden Markets sind berühmt für ihre internationalen Foodstände und Marktbetreiber. Zu Recht: Das Angebot ist groß, der Geschmack vielfältig. Eine geführte Food-Tour ist die beste Art, die Camden Markets kennenzulernen. In London gibt es unterschiedliche Touren, eine der beliebtesten ist die „Secret Food Tour Camden Town“ (online buchbar um 79 Pfund pro Person). Inkludiert sind sieben Stopps, bei denen man unterschiedliche Gerichte und Getränke kostet, unter anderem einen Yorkshire Burrito, einen Birria-Taco und eine britische Käseplatte. Die Tour dauert 3,5 bis 4 Stunden, Start ist vor dem „The World’s End“ direkt bei der U-Bahn-Station.
#10 Die besten Pubs in Camden Town
- „The World’s End“: Mitten in Camden Town in London gelegen, hat das Lokal eine lange Geschichte.
- „The Hawley Arms“: Berühmtes Pub aus dem Jahr 1851. Amy Winehouse besuchte die Bar bis zu ihrem Tod.
- „Dingwalls“: Eines der besten Pubs für Live-Musik, Comedy und Clubabende. Hier spielten The Clash, The Sex Pistols oder The Ramones.
- „The Dublin Castle“: Seit den 1970er-Jahren eine Institution. Viele traten auf – von Madness bis Blur. Amy Winehouse war eine treue Besucherin.
- „The Good Mixer“: Bekannt als inoffizielles Hauptquartier des Britpop. Noch heute gibt es sieben Tagen in der Woche Live-Musik.
- „The Black Heart“: Schräg dekorierte Rock’n’Roll-Bar für Rock, Punk und Indie.
- „The Oxford Arms“: Pub im Herzen von Camden Town mit viktorianischer Architektur und gutem Pub-Food.
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- „The Lord Stanley“: Bekannt für Lunch-Angebote und einen ausgezeichneten Sunday Roast.
- „The Edinboro Castle“: Gelegen an einer Ecke des Regent’s Park ist das Pub bekannt für seinen Biergarten, der auch im Winter geöffnet ist.
- „The Elephant’s Head“: Rockabilly-Pub im Herzen von Camden, das aus dem Jahr 1832 stammt.
- „The Devonshire Arms“: In dem Gothic-Pub dreht sich alles um Heavy Metal.
- „The Lock Tavern“: DJ- und Musiklokal mit einer Hauptbar, einem Raum im Obergeschoss und einem Garten.
- „The Spread Eagle“: Abseits vom Trubel bietet das Pub im viktorianischen Stil eine gute Auswahl an Bieren.
- „The Colonel Fawcett“: Altmodische Taverne mit einer tollen Gin-Karte mit über 100 Sorten.
Offenlegung
Die Recherche wurde unterstützt von VisitBritain. Meine Meinung ist aber völlig unvoreingenommen und stets meine eigene.
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