Wo einst Stacheldraht, Metallzäune und Mauern die DDR und die Bundesrepublik voneinander trennten, zeigt die Natur ihre urtümlichste Seite. Der geschichtsträchtige Grenzstreifen war während des Kalten Krieges nahezu ungestört. Heute lockt am Grünen Band im Frankenwald ein einzigartiger Naturreichtum – und Aktiv-Erlebnisse an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Grünes Band im Frankenwald: Aktiv-Erlebnisse an der ehemaligen innerdeutschen Grenze ♥ Lesezeit: 8 Minuten
Der erste Schritt startet mit einem Stolpern. Der Weg schlängelt sich wie eine zarte graue Linie in die Ferne, bis er am Horizont zwischen grünen Baumspitzen zu verschwinden scheint. Auf dem Boden liegen verwitterte Wegplatten aus Beton, durch deren kleine Auskerbungen Gras und Pflanzen der Sonne entgegenwachsen. Manche fest verwurzelt in der Erde, manche weich wie Moos, sodass der ein oder andere Schritt von jenem kleinen Stolpern begleitet wird.
Die grauen Lochplatten wirken unscheinbar, erzählen aber eine lange Geschichte. Sie markierten einst den Kolonnenweg, der auf Seiten der ehemaligen DDR errichtet wurde, um die innerdeutsche Grenze zu bewachen. Grenzsoldaten patrouillierten auf dem mit Betonplatten ausgelegten Weg am einstigen Todesstreifen, wo sie jeden Punkt der Grenze möglichst schnell mit ihren Fahrzeugen erreichen konnten. Zwischen dem Kolonnenweg und der eigentlichen Grenze befanden sich nur der Kontrollstreifen und die Grenzmauer.
Grünes Band: Mitwitz im Frankenwald
Im Landkreis Kronach gilt die kleine Marktgemeinde Mitwitz als „das Tor zum Frankenwald“. Rund 2.800 Menschen leben hier. Das Städtchen liegt idyllisch eingebettet in das Föritz- und Steinachtal – nur wenige Kilometer von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt. Die kleine Stadt ist bekannt als Geburtsort des „Grünen Bandes“. Hier entstand nach der Wiedervereinigung die Idee, dem Todesstreifen, der die DDR von der Bundesrepublik trennte, ein neues Leben einzuhauchen – auf 1.393 Kilometern von der Ostsee bis Bayern.
Wo einst Stacheldraht, Wachtürme, Metallzäune und Mauern eine Grenze markierten, spielt die Natur die Hauptrolle. Das Grüne Band verläuft auf dem Geländestreifen zwischen der ehemaligen innerdeutschen Grenze und den Grenzanlagen auf östlicher Seite. Der zwischen 50 und 200 Meter breite Grenzstreifen wurde über die Jahre zu einer Art Schatzkammer der biologischen Vielfalt, da sich die Natur während des Kalten Krieges nahezu ungestört entwickeln konnte. Das Grüne Band der Naturparke Frankenwald, Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale ist eine von drei Modellregionen im Rahmen des Projektes „Erlebnis Grünes Band“. Entlang des 120 Kilometer langen Streifens von Mitwitz im Westen bis Mödlareuth im Osten soll die Natur geschützt und auf umweltverträgliche Weise für Touristen erlebbar gemacht werden.
FrankenwaldSteigla Grünes Band
Da wundert es nicht, dass Mitwitz der Ausgangspunkt einer neuen Wanderung ist, die auf der deutsch-deutschen Geschichte basiert und durch dichte Wälder und die üppige Natur im Frankenwald und an der Grenze zu Thüringen führt. Die Mittelgebirgsregion in Oberfranken ist grün bewachsen: Rund die Hälfte der Fläche besteht aus Wäldern. Der Naturpark Frankenwald ist seit 2015 als „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ zertifiziert und bietet 4.200 Kilometer markierte Wege. Das Gegenstück zu bekannten Weitwanderwegen wie dem FrankenwaldSteig sind die „FrankenwaldSteigla“, die sich wie zarte Linien durch die Region schlängeln. Die Wanderwege sind zwischen fünf und 18 Kilometer lang und führen fast nur über naturnahen Untergrund, das heißt: auf nicht befestigten Wald- und Wiesenwegen.
Das neueste FrankenwaldSteigla „Grünes Band“ macht die deutsch-deutsche Geschichte erlebbar. Die Route führt über rund zehn Kilometer in einem Rundweg von Mitwitz zur einstigen innerdeutschen Grenze und den Grenzanlagen auf östlicher Seite in Thüringen. Unterwegs gibt es keine Grenzen mehr. Im Gegenteil: Ohne es zu merken, wechselt die Route mehrmals die Seiten. Mal wandert man im Frankenwald, mal in Thüringen auf dem Kolonnenweg. Selbst Jahrzehnte nach dem Ende der DDR ist der geschichtsträchtige Weg weitgehend erhalten. Der treueste Begleiter ist die Natur. Jeder Schritt wird von Geräuschen begleitet. Hier quakt eine Ente, dort zwitschert ein Vogel, fast schon überbordend laut in der Stille des einsamen Waldes. Eben weil die Natur sich ungestört entwickeln konnte und sein darf, wie sie will – damals wie heute.
Grünes Band: BUND Naturschutz
Den Grundstein für das Grüne Band legte der BUND Naturschutz (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) in Bayern. „Bereits eineinhalb Jahrzehnte vor der Grenzöffnung, seit Mitte der 70er Jahre, wurde im bayerisch-südthüringischen Raum mit der Datensammlung über die Arten im innerdeutschen Grenzstreifen begonnen“, erzählt Dr. Liana Geidezis, die Leiterin des bundesweit tätigen Fachbereiches Grünes Band beim BUND Naturschutz. „Auch den Naturschützern auf der Ostseite war der Naturreichtum des Grenzstreifens früh bewusst. Doch sie konnten, anders als ihre westdeutschen Kollegen, nicht bis an die Grenzanlagen. Aber die Natur hat schon damals über Grenzen hinweg verbunden. Über Briefwechsel wurde ausgetauscht, welche Vögel man beobachtet hatte und welche Flugbewegungen es gab.“
Der BUND Naturschutz ist der älteste und größte Umweltschutzverband des Freistaates und hat seit 111 Jahren das Ziel, die natürliche Schönheit und Vielfalt Bayerns zu bewahren. „Der BUND engagiert sich seit 1989 für den Schutz des innerdeutschen Grünen Bandes“, so Dr. Liana Geidezis. „Als 1989 die Grenze fiel, ergriff der BUND sofort die Gelegenheit und lud Natur- und Umweltschützer aus Ost und West zum ersten gesamtdeutschen Naturschutztreffen ins oberfränkische Hof ein, nur wenige Wochen nach der Wende. Dass der Grenzstreifen naturnah bleiben und zum ökologischen Rückgrat Mitteleuropas werden müsse, stand damals außer Frage.“ Dr. Liana Geidezis betont: „Das Grüne Band ist der einzige existierende länderübergreifende Lebensraumverbund in Deutschland und ein lebendiges Denkmal an die überwundene deutsche Teilung. Es ist ein Mahnmal an die Opfer dieser grausamen Grenze und gleichzeitig eine Schatzkammer der biologischen Vielfalt.“
Wandern am Grünen Band
Einer, der jeden Meter auf dem Grünen Band kennt, ist Thorsten Hoyer. Der Chefredakteur des „Wandermagazins“ erwanderte das komplette Grüne Band in Deutschland und machte einen eindrucksvollen Dokumentarfilm darüber. Er war 24 Tage auf der rund 1.320 Kilometer langen Strecke entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze unterwegs. „Das Grüne Band ist mit keinem Wanderweg vergleichbar und in jeglicher Hinsicht einmalig“, sagt er. „Es ist nicht nur ein überlebenswichtiger Rückzugsort für seltene Fauna und Flora, sondern ebenso eine Landschaft zur Erinnerung und Mahnung.“
Thorsten Hoyer ist selbst eng mit der deutsch-deutschen Geschichte verwoben. „Heute lebe ich als Hesse in Thüringen und für meine Tochter scheinen die Erzählungen aus einer anderen Welt zu stammen. Mich beschäftigt, dass dies alles keine Selbstverständlichkeit ist, sondern die Verpflichtung, sich für Freiheit einzusetzen – immer wieder.“ Ein besonders schöner Stopp für ihn ist Blankenstein. „Hier erreichte ich sprichwörtlich das Drehkreuz des Wanderns. In dem kleinen Ort beginnen beziehungsweise enden gleich vier große Fernwanderwege: der Kammweg, der Frankenweg, der Fränkische Gebirgsweg und der Rennsteig, den einst die innerdeutsche Grenze teilte.“ Auch eine Begegnung bleibt unvergessen: „Auf den letzten Kilometern bis zum Ziel begleitete mich Günter Wetzel. Er erzählte mir seine abenteuerliche Fluchtgeschichte mit einem Heißluftballon über die Grenzanlagen in den Frankenwald.
Grünes Band: Naila im Frankenwald
Jene spektakuläre Fluchtgeschichte ist selbst vier Jahrzehnte später noch immer aktuell – und brachte die kleine Stadt Naila groß ins Gespräch. Eingebettet in den Naturpark Frankenwald, 18 Kilometer westlich von Hof, scheint sich Naila auf den ersten Blick nicht von anderen Orten im Nordosten Bayerns zu unterscheiden. Seit September 1979 ist das kleine Städtchen jedoch eine feste Größe der deutsch-deutschen Geschichte. Damals gelang zwei Familien eine spektakuläre Flucht aus der ehemaligen DDR – in einem Heißluftballon.
In einem Feld am Finkenflug im Ortsteil Naila-Dreigrün landete am 16. September 1979 der selbstgenähte Heißluftballon der Familien Strelzyk und Wetzel. Ihre Flucht gilt heute noch als legendär: Durch Zufall stießen die Ehepaare in einer West-Zeitschrift auf einen Artikel über Heißluftballons – und entwickelten die Idee, so aus der DDR zu fliehen. Nach mehreren Versuchen gelang es ihnen, einen Ballon zu bauen, der in der Nacht auf den 16. September 1979 abhob, als der Wind nach Westen wehte. Der Heißluftballon ging nach 28 Minuten und 22 Kilometer, davon 12 Kilometer über DDR-Gebiet, zu Boden – am Finkenflug im Ortsteil Naila-Dreigrün.
Günter Wetzel: Im Ballon nach Westen
Günter Wetzel, einer der Ballonflüchtenden, ist heute noch deutschlandweit unterwegs, um seine Geschichte zu erzählen. Seine stärkste Erinnerung an die Flucht ist das Zusammentreffen mit den Polizisten. „Wir wussten ja bei der Landung nicht: Hat es geklappt oder hat es nicht geklappt? Als wir mit den Polizisten zusammentrafen und fragten: ‚Sind wir hier im Westen?‘, lautete die Antwort: ‚Natürlich, wo sonst?‘ Das ist etwas, das sich festgesetzt hat. Dieser Augenblick der Gewissheit.“
Hätten die Familien es nicht über die Grenze geschafft, wäre die Geschichte anders ausgegangen. „Wir wären ins Gefängnis gekommen“, sagt Günter Wetzel. „Allerdings hatten wir einen West-Verwandten eingeweiht. Wenn wir ins Gefängnis gekommen wären, sollte er über die West-Medien unsere Geschichte bekannt machen. In der Zeit der DDR hat die Bundesregierung flüchtende Gefangene freigekauft. Die DDR hat auf diese Weise 3,4 Milliarden D-Mark eingenommen. Das wurde abgewickelt über das größte Stasi-Untersuchungsgefängnis der DDR: das Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz. Es hatte den Spitznamen ‚Päppelanstalt‘. Gefangene, die freigekauft wurden, wurden im Kaßberg aufgepäppelt und erst danach von Bussen aus dem Westen abgeholt.“
Landung im Frankenwald
Auch Otto Oeder erinnert sich gut an den Tag, als der Ballon in Naila landete. Er war einst der Beamte der Bayerischen Grenzpolizei, der den Fall nach der Ankunft bearbeitete. „Als ich um 6 Uhr früh zum notgelandeten Ballon kam, traf ich Günter Wetzel nicht mehr an, da er bereits ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Als erstes kam mir in den Kopf: Sie hatten mehrere Schutzengel, da sie es gerade noch über einen Hochwald mit Bäumen von mehr als 20 Meter Höhe geschafft hatten – und das mit vier Kindern und vier Erwachsenen auf der sehr kleinen Plattform.“
Otto Oeder arbeitete viele Jahre bei der Grenzpolizei und bekam 1967 seine Dienststelle an der damaligen Zonengrenze bei der Grenzpolizei in Bad Steben im Frankenwald zugewiesen. Dort verrichtete er am Eisernen Vorhang bis zur Wende 1989 grenzpolizeilichen und allgemeinpolizeilichen Streifendienst am Todesstreifen. Seine stärkste Erinnerung an die Zeit als Grenzpolizist ist „die Ankunft der Flüchtlinge der Prager Botschaft bei uns am Hofer Bahnhof und der sonstigen Flüchtlinge von der DDR über die Saale zu uns“. Einen Teil seiner Erlebnisse erzählt er in dem Buch „Grenzgänger. Auf Streife am Eisernen Vorhang“.
Grenzerstammtisch im Frankenwald & Thüringen
Heute begegnen sich die beiden Männer regelmäßig. „Mit Günter Wetzel besteht eine echte Freundschaft und wir besuchen auch miteinander Schulen und erzählen im Fernsehen unsere Erlebnisse“, sagt Otto Oeder. Günter Wetzel ergänzt: „Egal ob Osten oder Westen: Die Schüler wissen wenig über die DDR. Aber das Interesse ist riesengroß. Ich erzähle dann anderthalb bis zwei Stunden – und es herrscht völlige Ruhe. Es geht aber nicht nur um unsere Flucht, sondern auch um die Vorgeschichte und unser Leben in der DDR.“
Otto Oeder war einer von ein paar Grenzpolizisten und Zollbeamten, die auf die Idee kamen, einen Grenzerstammtisch zu gründen. Dabei erzählen sie öffentlich von ihren Erlebnissen und wollen die deutsche Teilung jüngeren Menschen nahebringen. „Der Stammtisch findet alle zwei Monate hüben und drüben statt. Im Schnitt besuchen uns jeweils ca. 70 Gäste aus Bayern, Sachsen und Thüringen.“ Auch Günter Wetzel ist immer wieder mal dabei. Das schönste an diesen Treffen ist für ihn, „dass man Leute trifft, die sich an diese Zeit erinnern und man darüber reden kann.“ Otto Oeder fügt an: „Für mich ist immer wieder schön, wenn ich sehe, dass wir wie eine Familie sind. Dann denke ich: Bei uns ist bereits schon lange zusammengewachsen, was zusammen wachsen sollte“.
Museum Naila
Die Geschichte der Flucht wurde zwei Mal verfilmt: 1981 von einer amerikanischen Produktionsfirma mit dem Film „Night Crossing“ („Mit dem Wind nach Westen!“), 2018 von Michael Bully Herbig. Er bereitete sich sechs Jahre lang auf seinen Film „Ballon“ vor. Günter Wetzel stand beratend zur Seite und ist heute noch begeistert: „Ich habe den Film mittlerweile 30 mal gesehen – und finde ihn immer noch gut.“ (lacht)
Wer heute nach Naila reist, kann im „Museum Naila“ in die Geschichte der spektakulären Flucht im Ballon eintauchen. Das Museum ist seit seiner Gründung 2002 auf die Geschichte der Stadt Naila und seiner historischen Entwicklung ausgerichtet. Weil die Stadt die beiden geflüchteten Familien so herzlich aufnahm, überließen sie dem Museum den Original-Ballon. Da das Museum demnächst umzieht, ist der Ballon als Leihgabe in Regensburg und ab 2025 im dann umgebauten Nailaer Museum ausgestellt.
Grünes Band: Fahrradtour „Deutsch-deutsche Geschichte entdecken“
Zum 40. Jahrestag der Landung des Fluchtballons der Familien Strelzyk und Wetzel wurde auch am Ballonlandeplatz ein Denkmal gesetzt. Am 16. September 2019 enthüllte der Bürgermeister der Stadt Naila eine Infosäule, die die Stelle inmitten herrlicher Natur markiert. Der Landeplatz ist die erste Station einer neuen Fahrradtour, die erst 2024 an den Start ging. Die Route „Deutsch-deutsche Geschichte entdecken“ startet in Naila und führt über 55,3 Kilometer entlang vieler Punkte der deutsch-deutschen Geschichte. Wie beim FrankenwaldSteigla „Grünes Band“ wechselt man unterwegs mehrmals die Seiten auf der einstigen innerdeutsche Grenze; mal fährt man im Frankenwald, mal in Thüringen.
Vom Landeplatz am Finkenflug geht es durch das Froschbachtal nach Thierbach, Marxgrün und Hölle und durch das wildromantische Höllental mit Teufelssteg und Jungfernsteg nach Blechschmidtenhammer mit dem Naturpark Infozentrum. Weiter geht es über die Selbitz nach Rosenthal am Rennsteig, über die Brücke der Einheit und auf der Pferdebahn entlang der Saale zum Skywalk bei Pottiga. Über Sparnberg, Rudolphstein und Hirschberg führt der Weg nach Mödlareuth mit dem Deutsch-Deutschen Grenzmuseum.
Von hier geht es über Töpen, Joditz, Berg, Rothleithen zurück zum Ausgangspunkt in Naila. Die Strecke führt teils auf Radwegen und Nebenstraßen, teils auf Wald- und Forstwegen und auf dem Kolonnenweg. Ein geländegängiges Fahrrad – idealerweise ein E-Bike – ist zu empfehlen. Für die Strecke sollte man ca. 4,5 Stunden einplanen, mit Stopps unterwegs länger. Wer sich Zeit für Mödlareuth nehmen will, sollte sich einen ganzen Tag für die Fahrradtour nehmen.
Das geteilte Dorf Mödlareuth
Mödlareuth gilt als eines der berühmtesten Dörfer Deutschlands und erzählt die prägendste Grenz-Geschichte des Landes, oder genauer gesagt: zweier Länder. Das Thema Grenzen war hier schon immer gegenwärtig, der Tannbach in Mödlareuth schrieb weltweit Geschichte. Bereits 1810 wurden am Ufer Grenzsteine gesetzt. Die eingemeißelten Initialen „KB“ (Königreich Bayern) auf der westlichen und „FR“ (Fürstentum Reuß) auf der östlichen Seite zeigten schon damals die Zugehörigkeit Mödlareuths zu verschiedenen Landesherren.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kam der Westteil Mödlareuths zu Bayern und der Ostteil zum Land Thüringen. Weil die Mödlareuther um ihre geografische Lage wussten, machten ihnen diese Grenzspielchen nicht aus. Für sie war das lediglich Bürokratie. Bis sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges alles änderte. Weil die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen entlang der alten Landesgrenzen des Deutschen Reiches verlief, passierte in Mödlareuth Undenkbares. Das Dorf wurde geteilt, die Demarkationslinie verlief nun zwischen Mödlareuth-Ost in der sowjetischen und Mödlareuth-West in der amerikanischen Besatzungszone.
Das Deutsch-Deutsche Museum
Über 37 Jahre lang war es nicht möglich, die Grenze hier zu überschreiten. Deshalb nannten die Amerikaner Mödlareuth „Little Berlin“. Denn wie in Berlin teilte die Mauer eine Stadt. Heute sind das „geteilte Dorf“ und das „Deutsch-deutsche Museum Mödlareuth“ weltbekannt. Das Museum öffnete 1990, nur kurz nach dem Teilabriss der Mauer. Hier wird jenes großes Stück Geschichte Deutschlands sehr real, wenn man in die unvorstellbar grausame Vergangenheit von einst eintaucht.
Ein Stück der Mauer wurde bewusst stehengelassen, bei einer Führung lernt man viel über die Zustände von damals. Über die wenigen Versuche, die es gab, die Mauer zu überwinden, weil das Bauwerk so komplex und gefährlich konstruiert war, dass das Überleben kaum gegeben war. Geschichten von Mödlareuthern, die plötzlich getrennt waren und Feinde sein sollten, über Grenzsoldaten, die patrouillierten und über Besatzungsmächte, die nur ein paar Meter entfernt voneinander ihr Territorium bewachten.
Seit 2022 wird das Museum saniert und modernisiert und ein neues Museumsgebäude errichtet. Der fünfzackige Neubau bietet auf einer Fläche von insgesamt 500 Quadratmetern Platz für die Dauerausstellung des Museums. Geplant sind eine Ausstellung erhaltener Gegenstände und Bilder, Zeitzeugen-Interviews, Fluchtgeschichten und Audio- und Filmstationen. Der Neubau soll bis 2025 fertig sein – pünktlich zum 35-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit.
Offenlegung
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Frankenwald Tourismus. Meine Meinung ist aber völlig unvoreingenommen und stets meine eigene.
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Hallo,
zu wem gehört denn das bayrische Trogen, Ullitz, usw. Hier ist das Grüne Band auch, doch leider nicht zum Frankenwald noch zum Fichtelgebirge gehörig. Oder ist dort Thüringen oder Sachsen zusändig ?